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Das große Aufräumen – Freiwillige Müllsammler finden Autoreifen, Schnapsflaschen und sogar eine tote Katze

Karben. „Da hinten habe ich einen Busch entdeckt, der total vermüllt ist“, ruft Rafael Stoll (11) und zieht mit einem Plastiksack los. Ungerührt packt der Junge zu, greift zwischen die kahlen Zweige und stopft in den Sack, was er zu fassen bekommt: eingebeulte Getränkedosen, leere Flaschen, Papierfetzen, eine Plastiktüte mit undefinierbarem Inhalt, die Reste von Luftballons. „Ich habe ja Handschuhe an“, sagt er und ekelt sich nur vor der Windel, die am Niddaufer liegt.

Lara Konan (10) hält den Sack offen, der sich schnell füllt. Beide sind sich einig: Was für eine Schweinerei, wenn Leute in den Grünanlagen feiern und ihren ganzen Müll liegenlassen. Die Wiese hinter dem Bürgerzentrum Karben und das angrenzende Niddaufer scheinen ein beliebter Platz für sommerliche Feiern und Gelage zu sein, denn überall finden sich Flaschen, Plastik und Papier. Viel zu tun also für die freiwilligen Helfer, die sich am Samstagmorgen an der Niddabrücke hinter dem Bürgerzentrum eingefunden haben.

Schulklassen und Vereine, Gewerbetreibende und Bürger waren aufgerufen, sich an der Aktion „Karben räumt auf“ zu beteiligen. An der Niddabrücke wartete Dietrich Schlitzer vom BUND auf die freiwilligen Saubermänner- und -frauen, um Plastiksäcke und Greifer zu verteilen. Auch in Rendel, Burg-Gräfenrode, in Petterweil am Heitzhöfer Bach und in Groß-Karben entlang des Wiesenbachgrabens und am Ludwigsbrunnen gab es zentrale Treffpunkte. Das kleine Trüppchen am Niddaufer, bestehend aus drei Familien, Dietrich Schlitzer vom BUND und Rafael wurden sich schnell einig, wer flussaufwärts und abwärts gehen würde. Dann zogen sie los und säckelten ein, was sie fanden. „Das hat etwas von Ostereiersuchen an sich“, scherzte Valerie Konan (45), die sich mit Mann und Tochter beteiligte. Ostern naht, die Natur ist befreit von Schnee und Eis, doch was darunter vorkommt, ist nicht so appetitlich wie Ostereier. Die ehrenamtlichen Helfer krochen durchs Gebüsch, hangelten waghalsig am Niddaufer und schleppten schwere Gegenstände wie Holzpaletten und Waschbecken an den Wegesrand. Überhaupt nicht lustig fand Erster Stadtrat Gerd Rippen (Grüne), dass er im Naturschutzgebiet am Ludwigsbrunnen ein 20-Liter-Restgebinde mit Pflanzenschutzmitteln fand. „Das übergebe ich der Polizei“, sagte er.

Ab zwölf Uhr trafen sich alle im Jugendkulturzentrum Selzerbrunnen, um zu berichten und sich mit einem Teller Suppe zu stärken. „Wir haben das Übliche gefunden: Zeitungspackungen, Farbtöpfe, einen alten Grill, einen Autoreifen und jede Menge leere Schnapsflaschen“, erzählte Ortsbeiratsmitglied Stefan Sylla (Grüne), der den Heitzhöfer Bach abgegrast hatte.

Ein starker Trupp von zwanzig Leuten hatte sich in Burg-Gräfenrode eingefunden und Müll eingesammelt. Zur Hitliste des Schreckens gehörten dort die tote Katze, eingewickelte in ein Bettlaken und ein Plastikbeutel mit ekelerregenden Fleischabfällen. Eher ein Schmunzeln erzeugte der Fund von weiblichen Dessous, die Jörg Wulf vom KSV Klein-Karben ungerührt in den Müllsack steckte. Er hatte mir vier Sportsfreunden den Fuß- und Radweg entlang der Landesstraße nach Roggau gesäubert.