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Der neue Erste Stadtrat – Gerd Hermanns (FWG) soll Vizebürgermeister unter Guido Rahn (CDU) werden

Karben. Als Pensionär wird Gerd Hermanns (67) diesen Job ehrenamtlich erledigen: Der FWG-Politiker soll ab April neuer Erster Stadtrat in Karben sein. Ihn will der künftige Bürgermeister Guido Rahn (CDU) mit dem Job des Vizebürgermeisters beauftragen. Der hauptamtliche Vorgänger Gerd Rippen (Grüne) tritt Ende März ab.

„Das soll ein Zeichen sein, dass in der Koalition auch die Partner berücksichtigt werden“, erklärt Guido Rahn. Wenn der Christdemokrat am 1. April sein Amt als Bürgermeister antritt, soll FWG-Politiker Gerd Hermanns sein Vize werden.

Logisch scheint, dass der nächstkleinere Koalitionspartner den zweitwichtigsten Posten in der Stadtregierung übernimmt. Doch ist die FWG in der Koalition bereits mit Michael Ottens auf dem wichtigen Posten des Haupt- und Finanzausschusschefs vertreten. „Die Verteilung ist freundschaftlich und ausgewogen“, erklärt der künftige Bürgermeister. Ohnehin sei der Job eines ehrenamtlichen Stadtrats nicht mit dem eines hauptamtlichen Bürgermeisters vergleichbar. Außerdem besetze er die Zuständigkeiten im Magistrat nach Fähigkeit. „Entscheidend ist, was für den Bürger rauskommt.“

Der kleinste Koalitionspartner, die FDP, soll nun ebenfalls einen Posten bekommen: Oliver Feyl will die Nachfolge von Rahn als Chef des Parlamentsausschusses für Stadtplanung und Infrastruktur antreten. Rahn ist überzeugt, dass die Kommune von Hermanns als in der Funktion eines Ersten Stadtrats profitieren kann. Besonders in den Bereichen Controlling und Personalführung hat der FWG-Politiker jahrzehntelange Berufserfahrung. Zunächst war der Maschinenbauingenieur von 1965 bis 1970 bei der Luftwaffe, dann bis zur Pensionierung 2003 bei Bundesbahn und Bahn AG beschäftigt. Dort führte er bis zu 600 Mitarbeiter, war in der Revision und der Betriebsführung eingesetzt und zuletzt vier Jahre lang freigestellter Betriebsrat der Bahntochter DB Regio AG.

Damit kenne er beide Seiten eines Unternehmens, die Chef- wie auch die Mitarbeitersicht, sagt Hermanns. Für die künftige Arbeit der Koalition im Rathaus sieht er deshalb: „Der Personalrat muss eingebunden sein.“ Wichtigste Aufgabe nach dem Regierungswechsel sei eine „Bestandsanalyse im Rathaus“. Zuletzt habe Bürgermeister Roland Schulz (SPD) mit seinem Maulkorberlass jegliche Einblicke ins Verwaltungshandeln abgeblockt. „Wir wissen überhaupt nicht, was wie läuft. Aber dass man dort viel optimieren kann, ist ja offensichtlich.“ Dabei müsse niemand im Rathaus Angst haben, beruhigt der FWG-Politiker. Allerdings wolle die Koalition bei jedem Mitarbeiter überprüfen, „ob er die Arbeit erledigt, für die er bezahlt wird.“

„Wer welche Aufgaben übernimmt, das werden am 1. April zunächst die Mitarbeiter erfahren“, kündigt der baldige Bürgermeister an. Die ehrenamtlichen Stadträte sollen – sofern sie wollen – Verantwortung übernehmen. „Das gilt auch für die beiden Kollegen von der SPD“, sagt Rahn.

Im Gegensatz zum bisherigen Stil im Magistrat wolle er alle Stadträte einbeziehen, erklärt der CDU-Mann. Zuletzt hatte Roland Schulz die Informationen an Koalitionsstadträte gestoppt.

In der SPD galt der künftige Erste Stadtrat einst selbst als wichtiger Mann: 18 Jahre lang war Hermanns, Kind einer Arbeiterfamilie, Mitglied der Partei. Er führte diese in Groß-Karben, bevor er 1996 austrat und die FWG mitbegründete. „Ich bin ein Querdenker und nicht unbedingt linientreu“, sagt Hermanns. Als der Genosse immer wieder seine Meinung der der Partei unterordnen sollte, gab er sein Parteibuch zurück. „Das Führen nach Gutsherrenart unter Bürgermeister Detlev Engel passte mir nicht.“

Dass seine neue Aufgabe zunächst auf ein Jahr bis zur Kommunalwahl befristet ist – Hermanns nimmt es mit Erleichterung hin. „Ehrlich gesagt: Ich wollte das erst gar nicht.“ Als Rahn ihn aber gefragt habe, habe er doch Ja gesagt. Der künftige Bürgermeister setzt voll auf die graue Eminenz der Freien Wähler. „Ich schätze an ihm, dass er kein Geltungsbedürfnis hat und ein sehr korrekter Mensch ist“, sagt Rahn. „Auf ihn kann man sich verlassen, und das brauche ich auch.“ (den)