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Der Ortsbeirat streitet sich -F riedhof, Parkplätze, Grünpflege: Groß-Karbener sind sich uneins bei der Ortsbegehung

Karben. Keine zwei Minuten alt ist die Ortsbegehung, als zum ersten Mal verbal die Fetzen fliegen. Die Stadt hat einige der begrünten Zwischenräume der Garagenreihe der Straße Auf der Warte an Anwohner als Stellplätze für ihre Autos verkauft. Warum die Stadt den Ortsbeirat nicht vorher um seine Meinung gefragt habe, fragt Ortsvorsteher Hans-Jürgen Kuhl (SPD) vorwurfsvoll. Stadtrat Philipp von Leonhardi (CDU): „Bei so etwas werden Ortsbeiräte nicht beteiligt.“ Bisher sei das stets so gewesen, es gehe doch um städtisches Gelände, erinnert Kuhl. Falsch, widerspricht der Stadtrat.

Während je zwei Stunden Ortsbegehung und Sitzung scheint es dem Ortsbeirat am Dienstagabend mehr ums Streiten zu gehen. Für die überwiegende Zahl der Themen bringen die Ortsbeiräte keine Lösung auf den Weg. Natürlich: Einige Anregungen kommen durchaus, etwa dass der Sperrpfosten am Weg zwischen Auf der Warte und der „Rialto“-Brücke durch zwei Drängelgitter ersetzt werden soll, um rasende Radler zu bremsen. Einen sinnvollen neuen Stellplatz für den Glascontainer in der Luisenthaler Straße sehen die Politiker nicht, da sich an anderer Stelle andere Anwohner beschwerten. Und für den störenden Autoverkehr im Pappelweg – einem Ärgernis seit Jahren – suchen die Ortsbeiräte erst gar nicht nach einer Lösung. Sie debattieren das Thema aufs Neue.

Auch die alte Diskussion über den Friedhof flammt neu auf. Mitte 2007 hatte der Ortsbeirat erstmals darum gebeten, dass dieser besser gepflegt werden müsse. Die Forderung fristete seitdem ihr Dasein auf einer seitenlangen Erledigungsliste des Beirats. „Es wird kein separates Grünkonzept für den Friedhof Groß-Karben geben“, erklärt Philipp von Leonhardi, „sondern ein Pflegekonzept für die gesamte Stadt.“ Das findet Ortsvorsteher Kuhl „nicht sachdienlich“. Denn „der Friedhof ist äußerst ungepflegt“, sagt die Stadtverordnete und SPD-Chefin Christel Zobeley. „Die Freiflächen sind in einem Zustand wie ein besserer Acker. Das entspricht nicht der Würde der Verstorbenen.“

Den Vorwurf lässt sich Stadtrat von Leonhardi nicht gefallen. „Warum haben Sie dann in den ganzen Jahren nicht mit dieser Dringlichkeit auf das Problem hingewiesen?“ Andersherum sieht es Hans-Jürgen Kuhl: Die Stadt habe das geforderte Begrünungskonzept doch nie vorgelegt. „Falsch“, widerspricht Ex-FW-Stadtrat Gerd Hermanns: Das sei während seiner Amtszeit geschehen. Hermanns erklärt auch, die Stadt habe ihr Grünpflegekonzept beerdigt, weil dieses zu aufwändig werde. „Ein Offenbarungseid“ sei das, findet SPD-Fraktionschef Thomas Görlich. „Sie haben es in fünf Jahren nicht geschafft, einen Grünpflegeplan umzusetzen“, wirft er der Koalition in der Stadt vor. Wo wiederum Stadtrat von Leonhardi widerspricht: „Wir probieren derzeit mehreres aus, um die beste Pflege zu erhalten.“ Die Bürger könnten selbst sehen, was sich seit einem Jahr unter der neuen Regierung getan habe. „An vielen Stellen ist es besser geworden.“ (den)