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Die Chefin kocht frisch – Cateringfirma Balz aus Bad Vilbel startet mit neuem Konzept an der KSS-Mensa

In der Mensa der Kurt-Schumacher-Schule regiert eine neue Köchin. Bisher nicht gekannte Düfte lassen das erahnen.

Karben. Mit lautem Zischen reagiert das heiße Fett in der großen Pfanne, als Kristina Riemann (32) aus Neu-Anspach die frisch geschnittenen Putenfleischstreifen hineingleiten lässt. Putengeschnetzeltes mit Champignons und Paprika steht auf dem Speiseplan der Mensa der Kurt-Schumacher-Schule (KSS), dazu Butterspätzle.

Während in den Klassenräumen die meisten Pennäler noch dem Frühstück hinterherträumen, steigt die Köchin mit Elan in die Zubereitung des Mittagessens ein. Was in vielen Küchen üblich ist, konnten Schüler und Lehrer der KSS bislang nicht beobachten. Seit ihrer Eröffnung 2010 hatte das Berufsbildungswerk Südhessen (BBW) aus Okarben die Schüler versorgt. Doch es lieferte die morgens in der eigenen Großküche zubereiteten Essen in die Schule an.

Nach beständig sinkenden Essenszahlen beendeten BBW und Schule ihre Zusammenarbeit. Auf Empfehlung wählte die KSS das Bad Vilbeler Unternehmen „Rob’s Catering“ von Robert Balz (43) als neuen Mensa-Betreiber.

Kaum hat das Schuljahr begonnen, bemerken Schüler und Lehrer schon die neue Geschmacksrichtung: In der Küche brutzelt und köchelt es, alles wird frisch zubereitet, und das Angebot im Schulkiosk hat sich merklich gewandelt – bis hin zu Schnitzelburgern mit Tomaten und frischem Salat sowie Mozzarella-Tomate-Brötchen. „Die sind der Renner“, freut sich Monika Neubauer (58) aus Massenheim, „das hätte ich nie gedacht.“ Die gelernte Konditoreifachverkäuferin erledigt den Kiosk-Verkauf und hilft in der Mensa-Küche. Dort hat Köchin Riemann den italienischen Brötchen Pfiff gegeben: mit Kräutern der Provence.

Das Rezept des Caterers: In jeder Mensa kümmert sich ein Koch autark um alles, von Speiseplan, Kalkulation über Einkauf bis Kochen und Essensausgabe. „Jede Schule hat einen anderen Speiseplan, was gewünscht wird“, sagt Balz. „Wenn es nicht schmeckt, macht es keinen Sinn.“

Dadurch könne man „viel besser auf Wünsche der Kunden reagieren“. Mit Kritik und Wünschen meldeten sich die Karbener längst: Kartoffelpuffer habe sich eine Schülerin gewünscht, eine andere Griesbrei, eine weitere Lasagne, erzählt Köchin Riemann. „Das werde ich alles in nächster Zeit einmal auf den Speiseplan nehmen.“

Wie aber rechnet sich so viel Individualität, während andere Caterer auf Masse setzen? „Es gibt einen Unterschied zwischen Geldverdienen und Raffgier“, sagt Balz. Seine Mitarbeiter seien bei den Kalkulationen lediglich flexibler. „Wenn ein Geschnetzeltes einmal teurer ausfällt, gibt es ein paar Tage später eben eine günstigere Süßspeise“, erklärt Köchin Riemann.

Apropos Ideen: Auch die Schülervertretung bat Balz um Vorschläge – und die wünschte sich Salat, Müsli, Joghurt und eine Möglichkeit, bei schönem Wetter draußen zu sitzen. Gesunde Kost? Balz ist begeistert. „Es muss aber die Mischung stimmen.“ Sprich: Schnitzel, Pommes oder Currywurst dürften nicht fehlen, damit alle zufrieden seien. „Aber das muss man ja nicht so langweilig zubereiten.“

Nun lässt Balz Kunststoff-Mehrweggeschirr einkaufen, in dem Schüler Obstsalat mitnehmen können – gegen Pfand. Auch arbeitet er daran, wie sich Sitzmöglichkeiten und Sonnenschirme für draußen organisieren lassen. Derart kundenorientiertes Vorgehen kommt nicht von ungefähr: Balz hat zwar Koch gelernt und lange als solcher gearbeitet, zwischendurch aber für zehn Jahre als Banker auf dem Frankfurter Börsenparkett mit Aktien gehandelt.

Mit den Aktienhändlern als Kunden begann vor etwa vier Jahren sein Mittagstisch – das durch Empfehlungen inzwischen zu einem kleinen Mensa-Imperium herangewachsen ist. 18 Mitarbeiter beschäftigt er heute, muss für jede „neue“ Mensa neues Personal einstellen.

Größtes Problem in Karben sei das Abrechnungssystem per Chip, erklärt Balz; schon das BBW schimpfte darüber. „Es läuft nicht optimal“, räumt Michael Elsass, Sprecher des Wetteraukreises ein. Doch mache man sich Gedanken über eine Lösung: Denn der Vertrag laufe nächstes Frühjahr aus.

Ein ganz anderes Problem hatte Balz, als er die Küche zum ersten Mal sah: „Sehr schön, aber zum Kochen nicht geeignet.“ So musste der Wetteraukreis die Ausstattung erst ergänzen. Jetzt aber ist Köchin Riemann zufrieden. Ihr Ziel: Von zuletzt 60 bis 65Essen pro Tag will sie wieder auf 150 kommen. (den)