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Die „Kitastrophe“ – Immense Probleme erwartet nach Wetteraukreis-Kürzungen bei Betreuung U 3-Betreuung

Ein Sturm der Entrüstung geht durch die Reihen der Kindereinrichtungen und der Eltern, nachdem der Wetteraukreis die Förderung von Betreuungsplätzen von Kleinkindern zugunsten einer Unterstützung von Tageseltern gestrichen hat und eine Million Euro mehr ausgibt für eine radikale Umsteuerung.

Bad Vilbel. „Der Kreis hat uns eiskalt erwischt“, sagte Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) in einer Sitzung der Kita-Elternbeiräte in Dortelweil. Was sie damit meint, machen Zahlen deutlich: Der Stadt fehlen 100 000 Euro für die 122 Plätze zur Betreuung Unter-Dreijähriger (U3).

In diesem Punkt ist der Haushalt, der gerade von den Fraktionen in Ausschüssen, Ortsbeiräten und im Stadtparlament beraten wird, zur Makulatur geworden. Die Kosten, die der Kreistagsbeschluss verursacht, werden allerdings noch deutlich höher sein, denn drei freie Träger in Bad Vilbel, die insgesamt 44 U3-Plätze anbieten, sind eigener Aussage zu Folge nicht in der Lage, den Ausfall von rund 39 600 Euro zu kompensieren.

„Wir mussten erst dieses Jahr die Elternbeiträge erhöhen. Jetzt schon wieder – das geht einfach nicht. Ich bin pleite und muss die Betreuung schließen“, sagt Maria Schaffner, Leiterin der Heilsberger U 3-Gruppe „Spielen und Lernen“. Allein ihr fehlen nach der Streichung 10 800 Euro.

Die Vilbeler Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn kritisiert vor allem die Kurzfristigkeit der Mittelstreichung durch den Wetteraukreis: „Ich verstehe, dass jeder versuchen muss zu sparen, aber es geht einfach nicht, dass der Wetteraukreis seine Kommunen kurz vor Jahresende mitten in den Haushaltsberatungen so überfährt.“

Das sah auch die Kreis-CDU in der Friedberger Kreis-Haushaltssitzung ebenso. Die Christdemokraten stellten deshalb den von den Freien Wählern mitgetragenen Antrag, die Summe für die U 3-Betreuung in Einrichtungen wenigstens schrittweise auf 750 000 Euro in 2012 und 500 000 Euro in 2013 zurückzufahren, damit man sich darauf einstellen könne. Doch dafür gab es keine Mehrheit.

Immerhin habe Landrat Joachim Arnold (SPD) zugesagt, dass Restsummen aus den von zwei auf drei Millionen Euro aufgestockten Mitteln, die zwar für die Betreuung durch Tagesmütter vorgesehen sind, aber nicht abgerufen werden, weiterhin den Einrichtungen zufließen sollen. Doch ob etwas übrig bleibt und wie viel, das werde frühestens im November festzustellen sein.

Vernichtete Plätze

„Bis dahin haben die Freien Träger längst geschlossen“, ist die Vilbeler Sozial-Fachbereichsleiterin Gesine Wambach überzeugt. Das heißt: Statt durch Mittelumschichtung zusätzliche Plätze zu schaffen, würden zunächst allein in Bad Vilbel 44 Plätze vernichtet. Ob es gelingt, diese Verlustzahlen durch Tagesmütter aufzufangen, das hält Wambach für „mehr als fraglich“.

Die Anforderungen an Tagesmütter seien ausgesprochen hoch. Nicht nur 160 Stunden Ausbildung vor dem Eintritt in die Tätigkeit und 20 Stunden Fortbildung im Jahr würden verlangt, sondern auch besondere Anforderungen an die Wohnungen gestellt. Besondere Probleme stellten sich im Krankheitsfall, in der Urlaubsvertretung, beim zusätzlichen bürokratischen Aufwand für Zuschussanträge und auf einer Reihe weiterer Felder. „Tagesmütter sind keine feste Größe wie U 3-Plätze in Einrichtungen“, erklärt Vize-Fachbereichsleiterin Edith Lein.

Derzeit gibt es in Bad Vilbel 13 Tagesmütter, die 32 Kinder betreuen. Um das Betreuungsniveau zu erhalten, werde die Stadt Bad Vilbel nicht umhin kommen, zumindest einen Teil der ausgefallenen Kreiszuschüsse in Höhe von über 170 000 Euro aufzufangen. Wie er das aber machen will, konnte Bürgermeister und Kämmerer Thomas Stöhr ad hoc nicht sagen. In Bad Vilbel gibt es derzeit 280 Kleinkind-Betreuungsplätze.