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Die Liebe besungen – Oberhessisches Vokalensemble konzertierte in Martinskirche

Karben. Die Stimmen schweben, zart, klar. Und schwellen unvermittelt wieder an zu einem voluminösen, lauten Klangteppich, den Markus Neumeyer mit vollem Körpereinsatz dirigierte. Das Oberhessische Vokalensemble war am Sonntag in der evangelischen Martinskirche zu Petterweil zu hören. Mitgebracht hatte der Chor, der 1981 an der Universität Frankfurt unter Martin Winkler gegründet wurde, romantische Lieder und Balladen unter dem Titel „Von Liebe, Tod und Teufel“.

Der Pianist, Sänger und Arrangeur Markus Neumeyer hat in der Mainmetropole sein Kapellmeister-Diplom absolviert. Er dirigierte mehrere Orchester und hat 2001 die Leitung des Vokalensembles übernommen. Das Oberhessische Vokalensemble ist nicht nur ein ambitionierter, klassischer Chor, sondern auch ein vielfach ausgezeichneter: Die Oberhessen sind Preisträger bei nationalen wie internationalen Wettbewerben wie dem Festival in „Riva del Garda“ (Bester Chor der Madrigalklasse) und dem Harmonie-Festival in Lindholzhausen (2. Platz als bester europäischer Kammerchor).

Als hätte das Ensemble auf das milde Wetter im Februar reagiert, eröffneten die Sänger – 12 Frauen und 9 Männer – mit dem „Frühzeitigen Frühling“ von Felix Mendelssohn (1809-1847). Dabei, erläuterte Neumeyer kurz zu Beginn, widme sich der Chor im ersten Konzertteil der Liebe in all ihren Facetten, so im erotischen Sinne im Lied „Der Falke“ von Johannes Brahms (1833-1897) und „So ist die Lieb“ von Hugo Distler (1908-1942). Mit der Vertonung von Gedichten durch Robert Schumann (1810-1856) „Der Handschuh“ und „König von Thule“ läutete der Chor den zweiten Teil ein, der thematisch in die menschlichen Abgründe führte und von Kindsmord und Feuersbrunst erzählt.

Der Chor entfaltete in seinem Vortrag einen warmen und ausgewogenen Klang. Die Stimmen fügten sich zu einem Ganzen, was der Kirchenraum unterstrich, denn die Petterweiler sei eine „akustisch ehrliche Kirche“, hob Neumeyer hervor. So erlebten die Zuhörer das dramaturgische Mit- und Gegeneinander der Stimmen. Die gelungene Phrasierung und dynamischen Nuancen etwa der schumannschen Melodie ließen Schillers „Handschuh“ miterleben, und das Publikum schmunzelte hörbar über das für die Dame ungute Ende.

Die Chorstücke kontrastierte Susanne Kohnen auf der Oboe mit Improvisationen, wobei die Töne sich in der Kirche wohlklingend ausbreiteten. Schade nur, dass die Zuhörer so zurückhaltend mit Applaus waren. So manches Stück endete ohne Beifall. (cwi)