Veröffentlicht am

Die Opfer der Krise – Norbert Walter referiert in Karben, wie es 2010 mit der Wirtschaft weitergeht

Karben. Ein Vordenker der Marktwirtschaft war in Karben zu Gast. An die 100 Gäste folgten dem Vortrag von Norbert Walter (65), bis 2009 Chefvolkswirt der Deutschen Bank, zur Finanz- und Wirtschaftskrise. Eingeladen hatten die FDP, CDU und FWG.

FDP-Vorsitzender Oliver Feyl formulierte deutlich seine Erwartungen an den Gast: „Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es für uns Kommunalpolitiker wichtig, über den Tellerrand zu gucken. Unser Gast bringt aus seiner jahrelangen Tätigkeit sehr viel Sachverstand mit und wird uns erläutern, wie sich die Wirtschaftskrise auf die Kommunalfinanzen auswirkt.“ Schlimmes befürchtet der zukünftige Bürgermeister Guido Rahn (CDU): „Die Kommunen werden alles abkriegen.“

Doch bevor Norbert Walter auf die Sorgen der Kommunalpolitiker einging, nannte er die Gründe der Krise. Kern des Übels: die Praxis der Banken, Kredite zu verbriefen, zu verzinsen und weiterzuverkaufen. „Wer nicht mitmachte, war dumm – bis alles zusammenbrach.“

Die exportorientierte deutsche Wirtschaft sei ins Trudeln gekommen, weil der internationale Absatzmarkt für Investitionsgüter zusammengebrochen sei. „Es war richtig, in dieser Situation die Zinsen zu senken und in der Geld- und Finanzpolitik Gas zu geben.“ Die Abwrackprämie etwa hätte unmittelbar gewirkt. Mitten in der tiefsten Rezession seien in Deutschland 27 Prozent mehr Autos gekauft worden.

Doch wie wird es mit der deutschen Volkswirtschaft weitergehen? Er nannte als offene Fragen die Entwicklung des privaten Verbrauchs und der Arbeitnehmereinkommen. Ob die Wirtschaft ins Laufen komme, hänge auch vom Wechselkurs des Euro ab.

Mit Blick auf die Einnahmeseite des Staates sagte Walter: „Wir werden eine Enttäuschung in den Steuereinnahmen bekommen.“ Anschließend unterbreitete er einige Vorschläge, wie der staatliche Haushalt saniert werden könnte. „Tabubrüche“ nannte er sie, denn eine Heraufsetzung des Rentenalters, mehr Studiengebühren und eine Pkw-Maut seien nicht populär. „Die Kommunen werden die Opfer der finanziellen Krise sein“, war Walters Fazit. (ado)