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Die Rückkehr ins Paradies verlangt Opferauf Teilstrecken – IG Nidda e.V. bezieht Stellung zum Kanufahrverbot auf dem renaturierten Flussabschnitt

Anfang 1960 wurde die Nidda zwischen Eschersheim und Ober-Florstadt begradigt. Was übrig blieb, war ein 38 km langer baumloser, hässlicher Kanal, an und in dem nur noch wenige Tier- und Pflanzenarten mehr oder weniger vor sich hin vegetieren konnten.

Bad Vilbel. Diesen desolaten Zustand der Nidda bezeichnet Marco Weller, 1. Vorsitzender der IG Nidda als „eine Vertreibung aus dem Paradies im Namen des Hochwasserschutzes“. Damals gründete sich die IG Nidda, ein Zusammenschluss der Nidda-Angelvereine, um eine weitere Zerstörung der Nidda zu verhindern. Ein besonderes Ziel der IG war es seither, wieder natürliche Lebensräume an der Nidda zu fordern. Schon die Duldung eines einzelnen Baumes am Ufer war seinerzeit ein Erfolg, erinnert Weller. „Daher begrüßen wir – die Niddaangler – die vielen Renaturierungsprojekte an der Nidda ausdrücklich. Wir, die Angler, verzichten von Anfang an freiwillig auf die Befischung einiger dieser so wichtigen Reproduktionszonen für Insekten, Vögel, Säugetiere und Fische“.

Mit großem ideellem und finanziellem Engagement konnten an der Nidda wieder zahlreiche heimische Tiere, die jahrzehntelang verschwunden waren, neu angesiedelt werden. Manche kamen auch von alleine zurück, Biber, Storch, Meerforelle und Nase sind nur einige Vertreter dieser „freiwilligen“ Rückkehrer, betont Weller gegenüber dieser Zeitung.

Neben dem Land Hessen, das Geld aus der naturschutzrechtlichen Ausgleichsausgabe gibt, investieren Sponsoren, Angelvereine und nicht zuletzt auch die Gemeinden enorme finanzielle Mittel, „damit der aus der Maßlosigkeit menschlichen Tuns entstandene Kanal wieder zu einem Fluss werden kann.“

Die IG Nidda begrüße daher in diesem Kontext ausdrücklich, dass in den ökologisch wertvollen Renaturierungszonen, das sind zirka 7,5 Kilometer, das Paddeln während der Brut- und Setzzeit verboten ist. In den restlichen 30 Kilometern der Nidda ist das Paddeln schließlich ganzjährig erlaubt, „was auch gut ist, denn Mensch und Natur sollen gleichermaßen zu ihrem Recht kommen“, stellt Weller klar. Das bedeute aber eben auch, dass die menschliche Nutzung der Natur an einigen Stellen eingeschränkt werde. „Wir müssen darauf achten, dass gerade das, was an Natur einst zerstört wurde und jetzt teilweise wieder entstehen kann, nicht wieder durch maßlose Naturbenutzung zerstört wird. Die jetzt geschützten Abschnitte der Nidda werden positive Auswirkungen auf das gesamte Flusssystem haben. Dazu müssen diese Abschnitte auch weitgehend ungestört bleiben. Dann kann das Paradies auch wieder zurückkehren“, erklärt der Vorsitzende der IG Nidda. (sam)