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Ein Tag für die Ukraine

Poetin und Schamanin Dorte Sukavi und ihr Kreis vom Künstlerhof Schildeburg in Karben faszinieren mit ihrer Performance zum Lied »Prayer Of The Mothers«. Foto: Fauerbach
Poetin und Schamanin Dorte Sukavi und ihr Kreis vom Künstlerhof Schildeburg in Karben faszinieren mit ihrer Performance zum Lied »Prayer Of The Mothers«. Foto: Fauerbach

Karben. In Karben haben bisher 173 Geflüchtete aus der Ukraine Unterkunft und Unterstützung gefunden. Die Initiative »Karben hilft« hatte am Samstag zu einer Spenden- und Kulturveranstaltung ins und ums Bürgerzentrum eingeladen. Initiatorin und Organisatorin der Veranstaltung »Ein Tag für die Ukraine« ist die ehemalige Lehrerin und Musikerin Elke Lange-Helfrich.
Bürgermeister Guido Rahn (CDU) dankte allen Helfern und Bürgern für ihren Einsatz. »Wir sind sprachlos«, sagte er. Die Stadt Karben bekomme Geflüchtete vom Wetteraukreis zugewiesen, was die Stadtverwaltung vor gewaltige Herausforderungen stelle. Peter Mayer von »Karben hilft« führte durch das abwechslungsreiche Programm mit Musik, Kultur, Kunst und zwei Erfahrungsberichten. Gestaltet wurde das Programm von einigen Sängern, wie dem »Duo Herzgold«, Musikern wie der Bläserklasse 6 und dem Jugendorchester »Attacca« der Kurt-Schumacher-Schule und Poetry-Slammern Dominik Rinkart und Thorsten Zeller.
Aufgetreten ist zudem ein Friedenschor, den 13 Sänger aus verschiedenen Chören bildeten. Für den Frieden getrommelt, getanzt und gesungen haben Poetin und Schamanin Dorte Sukavi und ihr Kreis vom Karbener Künstlerhof Schildeburg. Ein Duo bildeten Elke Lange-Helfrich (Saxofon) und Dekanatskantorin Nilani Stegen (Piano und Gesang). Spenden konnten die Teilnehmer durch den Kauf eines der 30 Bilder, die 15 Künstler der Karbener Künstlerinitiative zur Verfügung gestellt hatten. Simone Roßmus bot zudem Solidaritätsschleifen an. Während die Besucher beim Bilderkauf eher zurückhaltend waren, wurden für 585,90 Euro Schleifen gekauft. Die Sammlung mithilfe der Pfadfinder brachte 563 Euro, der Bilderverkauf eine Spende von 310 Euro ein. »Das sind 1468,90 Euro«, sagte Mayer.
Berührend waren die Erfahrungsberichte von Fritz Amann und Natalya Balandina aus Kiew. Amann erlebte das Ende des Zweiten Weltkrieges als Siebenjähriger am Rand von Darmstadt, als er den Einzug der amerikanischen Truppen beobachtete. In seiner Rede mit dem Titel »Warum ich für den Frieden auf die Straße gehe«, erinnerte der Klein-Karbener an Entbehrungen wie Rationierungen von Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Strom und Kohle.
Amann las Passagen aus Wolfgang Borcherts Drama »Draußen vor der Tür« vor.
Die aus Kiew geflüchtete Deutschlehrerin Natalya Balandina erzählte davon, wie es ist, wenn man vom einen auf den anderen Tag alles verliert und von der Entscheidung: Flüchten, wie sie, oder zu Hause bleiben, wie ihre Mutter.
»Meine Mutter lebt mit ihrem Hund und ihren drei Katzen in einem kleinen Dorf bei Kiew. In einem Haus ohne Fenster, Licht und Heizung bei -7 Grad. Sie ist in ihrem Land geblieben und wartet auf uns«, sagte sie. Im Gemüsegarten der Mutter stünden sieben Panzer und drei Militärmaschinen – im Dorf 311 Panzer. Balandina dankte den Karbener Bürgern für ihre Hilfe hier und für die in ihrer Stadt.

Vereinte Hilfe für Geflüchtete
Die seit 2015 tätige Karbener Flüchtlingshilfe, die unter dem Dach der evangelischen Gesamtkirchengemeinde aktiv ist, und die Initiative »Karben vereint für Frieden und Freiheit« haben sich nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine zum Aktionsbündnis »Karben hilft« zusammengeschlossen. Aktiv im Aktionsbündnis sind Mitglieder der Karbener Gruppen Deutsch-Ausländer-Freundeskreis (DAF), Ausländerbeirat, Bürgerstiftung Karben, evangelische und katholische Kirchengemeinden, Magistrat und Stadtverwaltung, Flüchtlingshilfe Karben und Bürger. Die Hilfe und Vermittlung von Wohnungsangeboten für Geflüchtete koordiniert Stadträtin Heike Liebel. Die Gruppe »Karben hilft« trifft sich mittwochs ab 19 Uhr im Kuhtelier. Das nächste Treffen findet am Mittwoch, 20. April, statt.

Von Christine Fauerbach