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Er war ein guter Chef! – Stadtrat Jochen Schmitt (SPD) hat sich verabschiedet

Karben. Zwei teure, mundgeblasene Bordeauxgläser werden Jochen Schmitt künftig an seine sechs Jahre als Stadtrat erinnern. Sie überreicht Gesamtpersonalratsvorsitzende Gabriele Davis namens der Mitarbeiter. „Er hat immer ein Ohr für uns gehabt“, dankt sie dem scheidenden Stadtrat. „Er war ein guter Chef.“

Mehr Realismus ist es, der die kleine Feier während der Mittagspause im Jugendkeller prägt, als Melancholie. Denn ausgerechnet der politische Gegner nimmt die Verabschiedung offiziell vor: Guido Rahn (CDU), der Schmitt fast genau vor einem Jahr bei der Bürgermeisterwahl besiegte.

Jochen Schmitt (41) arbeitet ab Oktober im Rathaus Rüsselsheim, soll dort die Verwaltungsmodernisierung vorantreiben. „Über alle Differenzen hinweg haben wir uns doch verstanden“, sagt Bürgermeister Guido Rahn, der seit vielen Jahren mit Schmitt per Du ist.

Auf der „persönlichen Ebene“ sei die Zusammenarbeit trotz allen politischen Streits immer angenehm gewesen. Schmitt räumt ein, dass ihm der Abschied nicht leicht fällt. „Jetzt ist Zeit zu gehen, aber ich wäre auch noch gerne geblieben.“ CDU, FW und FDP aber strichen seine Stelle ebenso wie die des Ersten Stadtrats; Rahn regiert ohne hauptamtliche Stadträte. Die sechs Jahre, so der scheidende Schmitt, „haben einen schon geprägt, auch persönlich“. Das ging bis weit ins Private: Neben ihm steht seine frisch angetraute Frau Katia Garling, die er indirekt über seine dienstlichen Verpflichtungen kennen und lieben lernte.

Doch es sei zuletzt „schon ein bisschen schwierig“ gewesen: Seit April war Schmitt der einzige verbliebene Hauptamtliche des alten, rot-grünen Magistrats. Erst nahm ihm Rahn die Zuständigkeit für Kindergärten ab, dann die fürs Bauamt. Schmitt: „So ist eben politischer Wechsel.“

Bei dem will Schmitt aber auch weiterhin mitmischen: In der Karbener Politik wolle er aktiv bleiben, nach der Kommunalwahl nächsten März wieder Stadtverordneter werden. Viele rechnen damit, dass seine Partei ihn wieder zum Fraktionsvorsitzenden und zum Parteichef machen könnte. Jung genug ist er ja, um Hoffnungsträger zu bleiben. (den)