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Erntezeit in der Wetterau – Fünfzehn Stunden pro Tag in der Kanzel des Mähdreschers – Bauern wünschen sich jetzt Landregen

Bad Vilbel. Mähdrescher auf den Feldern, Traktoren mit Getreideanhängern auf der Straße – das macht überdeutlich: Die Wetterau befand sich in den letzten Tagen in der Erntezeit. „Mit einem guten Durchschnittsergebnis, sowohl von der Menge als auch von der Qualität her“, rechnet Kreislandwirt Herwig Marloff insgesamt in der Region. „Obwohl die regionalen Unterschiede sehr groß sind“, schränkt er ein. Der Grund sei „die ungleichmäßige Verteilung des Regens“. Die Landwirtschaft leide darunter, dass es diesen Sommer kaum anhaltenden Landregen gegeben habe, sondern fast ausschließlich massive Gewitterregen, bei denen das Wasser gar nicht schnell genug in den Boden habe einsickern können, sondern abgelaufen sei.

Die Getreidebauern in Dortelweil sind zufrieden, bestätigen für ihre Felder, was Marloff für die Wetterau insgesamt feststellt. „Qualität und Quantität scheinen ganz gut zu sein, obwohl wir darüber noch nichts Genaueres sagen können, weil wir das Getreide ohne Wiegen nur einfahren“, erklärte Manfred Jehner, während er zusammen mit André Hensel auf dem Traktor neben Michael Steinmetz im Mähdrescher herfuhr.

Auf diese Weise kann der Getreidetank der gigantischen vier Meter hohen und 15 Tonnen schweren Dreschmaschine auf die Hänger entleert werden, ohne dass der Mähvorgang unterbrochen wird.

Die Landwirte nutzten das gute Wetter, um ihre Ernte möglichst rasch einzubringen. „Wir könnten dieses Jahr eigentlich ganz zufrieden sein“, so Jehner. „Denn die Ernte ist in jedem Fall besser als 2007. Allerdings scheint das weltweit so zu sein, denn bei höherem Ertrag und besserer Qualität sind auch die Preise schlechter.“ Gleichzeitig sind auch die Landwirte massiv von den astronomischen Spritpreisen betroffen. 23 Liter Diesel säuft der Mähdrescher nicht auf 100 Kilometer, sondern pro Hektar. Bei knapp 200 Hektar, die die Dortelweiler Erntegemeinschaft bewirtschaftet, schlagen die höheren Kosten spürbar zu Buche.

15 Stunden am Tag sitzt Steinmetz während der Erntezeit in der Kanzel des computergesteuerten Mähdreschers und hält von dieser Plattform hoch über dem Boden das 6,60 Meter breite Mähwerk auf der Linie der Weizen- und Gerstenhalme. Neben einem Radio, das ihn von zehn Uhr vormittags oft bis ein Uhr in der Nacht bedudelt, ist die Klimaanlage das wichtigste technische Ausrüstungsstück. „Anders wär’ die Hitze in diesem Glaskasten nicht auszuhalten“, versichert er. Auch Jehners Traktor ist klimatisiert. „Heutzutage gehört das zur Grundausstattung, denn während der Ernte verbringt man hier den ganzen Tag“, sagt er. Jetzt wünschen sich die Bauern aber Regen, denn Raps, Mais und Rüben brauchten Wasser. „Unwetter wären schlecht, Landregen sollte es sein“, ist Marloff mit den Dortelweilern einig. Jehner, Steinmetz und Hensel klopfen auf Holz, dass ihre Dortelweiler Felder auch weiter von Gewittergüssen verschont bleiben: „Meistens erwischt es eher Vilbel. Da merkt man, dass die Dortelweiler Bauern doch mehr in die Kirch’ gehen.“