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Erster Traum ist geplatzt – Bürgermeister Guido Rahn (CDU), seit 100 Tagen im Amt, legt Multifunktionshalle ad acta

Karben. „Der Tag ist wieder so vollgeklatscht.“ Zur Ruhe kommt Karbens neuer Bürgermeister Guido Rahn (CDU) trotz der Sommerferien nicht. Ein Termin jagt den nächsten, selbst an Wochenenden. Seit 100 Tagen ist Rahn nun im Amt – und sein erster Traum ist schon geplatzt, berichtet er im FNP-Interview mit Dennis Pfeiffer-Goldmann.

Wie geht es Ihren Nerven nach 100 Tagen im Amt, Herr Rahn?

GUIDO RAHN: Sie sind schon etwas angespannt. Es gibt im Rathaus doch mehr Baustellen, als wir erwartet haben. Es liegt nicht daran, dass die Mitarbeiter schlecht sind, sondern am Aufbau. Zum Beispiel war im Kindergartenbereich nichts vorbereitet, obwohl wir seit einem Jahr über Kleinkindbetreuung reden und uns einig sind.

Da haben Sie schon den Job von Stadtrat Jochen Schmitt (SPD) beschnitten. Wie viel kann er sich noch erlauben?

RAHN: Er bereitet sich auf sein neues berufliches Ziel vor. Das sind jetzt noch knapp drei Monate. Die Arbeit muss man nun neu sortieren. Deshalb ist alles etwas angespannt.

Schaffen Sie die Arbeit alleine?

RAHN: Ganz alleine schafft man das nicht. Zum Glück haben wir unsere sechs Ehrenamtlichen im Magistrat, auch wenn das zunächst schwierig zu koordinieren ist.

Die Zusammenarbeit mit der SPD funktioniert also im Magistrat?

RAHN: Ja, mit den beiden Ehrenamtlichen dort hervorragend.

Und mit der SPD insgesamt?

RAHN: Es gibt einige, die sehr konstruktiv und vernünftig sind, und andere, die weiter Fundamentalopposition machen: Was vom neuen Bürgermeister kommt, müssen wir erst mal schlechtmachen.

Sie brauchen die SPD doch gar nicht.

RAHN: Es ist schon besser, wenn man Vorhaben wie den Umbau der Kinderbetreuung in Okarben mit großer Mehrheit durchsetzt.

Weil Sie die SPD vielleicht nach der nächsten Kommunalwahl brauchen?

RAHN: Wir werden für eine eigene Mehrheit bei der Kommunalwahl kämpfen. Denn wir haben ja gesehen, wie es ist, wenn im Parlament und im Magistrat unterschiedliche Mehrheiten sind. Das bringt der Stadt rein gar nichts.

Was war Ihr positivstes Erlebnis in den ersten 100 Tagen?

RAHN: Dass uns Staatssekretär Saebisch zugesagt hat, dass der Bau der Nordumgehung Groß-Karben nicht an Haushaltsmitteln scheitern wird und Baurecht zum Ende der Sommerpause kommt, sofern nicht dagegen geklagt wird.

Wie wollen Sie Klagen verhindern?

RAHN: So sehr man die Bürger verstehen kann, appellieren wir an sie, im Sinn des Ganzen auf Klagen zu verzichten. Dem Berufsbildungswerk wollen wir einen Korridor einräumen, der nicht bebaut wird. Für den BUND haben wir ein Signal gesetzt, dass wir schon dieses oder nächstes Jahr mit der Nidda-Renaturierung als Gesamtkonzept beginnen wollen.

Welche Projekte haben Sie noch in den ersten 100 Tagen angepackt?

RAHN: Neben dem Umbau der Kinderbetreuung in Okarben auch den Start der Kleinkindbetreuung Am Zauberberg in Groß-Karben.

Wie wollen Sie das alles bezahlen?

RAHN: Wir wollen dieses Jahr – trotz einer halben Million Euro, die zusätzlich an Kreisumlage auf uns zukommt – versuchen, eine halbe Million Euro besser abzuschneiden als geplant. Wir bemühen uns, sparsam zu wirtschaften. Zum Beispiel bei der Immobilienbewirtschaftung. Und wenn in der Verwaltung Stellen frei werden, werden wir diese nicht sofort wiederbesetzen.

Dennoch stellen Sie einen neuen Hauptamtsleiter von extern ein.

RAHN: Ja, Schlüsselstellen müssen besetzt sein. Es gab keine einzige interne Bewerbung.

Wer wird’s?

RAHN: Der Hauptamtsleiter der Stadt Büdingen, Hans-Jürgen Schenk. Ein guter Mann mit jahrzehntelanger Erfahrung.

Wie viele Stellen kann die Stadt noch einsparen?

RAHN: Durch Umstrukturierungen wollen wir erreichen, mit noch etwas weniger Personal auszukommen. Dieser Tage ging Herbert Götz als Leiter des Jukuz in den Ruhestand. Susanne Schubert wird das übernehmen und künftig zur Hälfte für die Jugendarbeit zuständig sein.

Von welchen Wünschen mussten Sie schon Abschied nehmen?

RAHN: Von unserer Idee einer Multifunktionshalle für Petterweil. Die Studie liegt jetzt vor und zeigt, dass es zu teuer wird. Da muss man sich auch mal korrigieren, selbst wenn 2011 Kommunalwahl ist.

Also wird die Sporthalle doch saniert?

RAHN: Ja, in zwei, drei Jahresabschnitten. Dann wollen wir schauen, ob es finanziell machbar ist, eine zweite Halle daneben zu bauen oder das Bürgerhaus sanieren.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf?

RAHN: Dass man schnell etwas bewegen kann.