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Ferien-Einbrecher stoppen – Jürgen Jacobsen berät Karbener gegen Wohnungseinbruch • Mitstreiter fehlen

Karben. Schon an der Tür müsste jeder Einbrecher stutzig werden: Dass sich Rentner Jürgen Jacobsen (69) aus Groß-Karben in Sachen Einbrecher-Schutz beraten ließ, verkündet ein kleiner Aufkleber gut sichtbar oberhalb des Briefkastens.

„Der Einbrecher soll wissen: Hier hat sich jemand Gedanken gemacht“, sagt er. „Das schreckt die ersten ab.“ Jacobsen kennt sich aus: Der Rentner leitet den Karbener Arbeitskreis Tageswohnungseinbruch. Und er sagt: In den Sommerferien haben Einbrüche Konjunktur, weil viele Häuser und Wohnungen wochenlang leerstehen – und viele Bewohner sich „Mühe“ geben, dass Einbrecher das auf den ersten Blick sehen.

Daher rät Jacobsen, bewusst Spielzeug der Kinder auf dem Rasen liegen und die Gartenmöbel auf der Terrasse stehen zu lassen. Die Nachbarn könne man darum bitten, regelmäßig den Briefkasten zu leeren, Rollläden zu verändern. Fenster und Türen sollten mit sicheren Pilzkopfverriegelungen aufgerüstet werden. Die meisten Einbrecher nämlich wählen den Weg durch die Terrassentür: „Da kommt man easy-einfach in wenigen Sekunden mit einem Schraubenzieher ’rein.“

Seit zwölf Jahren besteht der Arbeitskreis Tageswohnungseinbruch. Ziel: Dass sich Bürger untereinander beraten, wie man sich vor Einbrechern schützt. Die kommen meist tagsüber oder in der Dämmerung. „In Karben ist es zwar nicht so gefährlich wie in Bad Vilbel auf dem Heilsberg“, sagt Jacobsen. Doch mit Fluchtmöglichkeiten per S-Bahn und Straße überallhin schlügen Bösewichte auch hier gern zu.

Denen, empfiehlt der ehemalige kaufmännische Angestellte, solle man wenigstens ihre Einbruchsversuche erschweren: Keine Leitern liegenlassen und keine Steine oder Werkzeug, mit denen sich Fenster einwerfen ließen. Hecken und Sträucher schneide man am besten zurück, so dass Nachbarn Personen im Stehen sehen können.

Doch mehr Karbener könne der Arbeitskreis darüber aber nur persönlich und an Infoständen beraten, wenn er auch mehr Mitstreiter habe, sagt Jacobsen. Von anfänglich 18 Aktiven sind heute nur noch sechs dabei. „Der Zeitaufwand ist sehr gering und jeder kann es für sich individuell gut steuern.“ Dass die Arbeit der Ehrenamtlichen aber Not tut, weiß Jacobsen: „Fast alle, die bei uns mitmachen, sind ehemalige Geschädigte.“ Die meisten Menschen beschäftigten sich mit dem Einbruchschutz erst, wenn sie schon Opfer seien. „Die psychologischen Folgen unterschätzen viele.“

Seine Nachbarn etwa seien heute noch nicht über einen vor 18 Jahren geschehenen Einbruch hinweg. „Dann ist das Haus entweiht, wenn Fremde in den eigenen Sachen herumwühlen.“ (den)