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Für sauberes Wasser

Karben. Als Wassermeister Andreas Fuhr (43) die Verbrauchskurve fürs Karbener Trinkwasser abruft und anschaut, stellt er fest: Kurz nach 21.45 Uhr am Sonntagabend macht die langsam absinkende Linie einen Ausschlag nach oben. „Da muss etwas gewesen sein.“ Da war gerade der Frankfurter „Tatort“ im Fernsehen zu Ende. Haben viele Karbener da die Wasserhähne in Gang gesetzt zum Zähne putzen, Hände waschen, für die Toilettenspülung?

Für unsere Vorfahren war der Luxus fließenden Wassers bis vor 100 Jahren noch unerreichbar. Das änderte sich 1911: Da baute ein neuer Verein das Wasserwerk Auf der Harb. „Für 417 000 Goldmark“, berichtet Verbandsgeschäftsführer Berthold Polag. Gleichzeitig legte der Verein Wasserleitungen in die Orte und dazu die Hausanschlüsse. Wofür heute viele tausend Euro fällig werden, zahlten die Anwohner damals zwei bis 16 Goldmark.

Der neue Wasserverein wurde von den Gemeinden Klein- und Groß-Karben, Okarben, Kloppenheim, Dortelweil, Nieder-Erlenbach und Büdesheim getragen. 1939 wurde er in den Zweckverband für die Wasserversorgung des unteren Niddatals umgewandelt. Ihm schlossen sich später Massenheim und Rendel an. Burg-Gräfenrode wird seit jeher über einen Verband mit Kaichen und Heldenbergen versorgt. Zum Verband kam als letztes 1994 Petterweil dazu: Seitdem wird das kalkhaltige Wasser seines Tiefbrunnens nach Nieder-Rosbach gepumpt und dort im Mischverhältnis eins zu drei mit dem weichen Taunuswasser verschnitten.

Mit einem rund 39 000 Einwohner umfassenden Versorgungsgebiet gehört der Verband zu den etwas größeren Versorgern der Region. 850 000 Kubikmeter Trinkwasser fördert er selbst, 1,1 Millionen kauft er von der Ovag zu. Damit werden jedes Jahr zwei Millionen Kubikmeter Trinkwasser an die Kunden geliefert, davon 1,3 Millionen nach Karben.

Das Wasser gewinnt der Verband auf dem Gebiet der Nachbarstadt Rosbach. Rosbachs Wasser reiche für beide Städte. „Die Gegend ist sehr wasserreich.“ Die Pumpen in den vier Brunnen zwischen Rodheim und Nieder-Rosbach fördern das Trinkwasser aus 70 bis 90 Metern Tiefe empor, 1300 Liter pro Minuten.

Im Harbwerk wird es aufbereitet, von Eisen und Mangan befreit. Das kühle Nass fließt dann über eine neun Kilometer lange Leitung in die Hochbehälter Petterweil und Schäferköppel oberhalb von Kloppenheim. Nicht mehr gespeist wird der Behälter an der alten B 3. Wann und warum das geschah „ist nicht ganz klar“, sagt Berthold Polag. „Das muss ich noch erforschen“ – wenn er zum Jahresende endgültig in den Ruhestand geht. (den)