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Gegen soziale Kälte

Karben. Als Anwalt der kleinen Leute versteht sich der Sozialverband VdK – er bezieht klar Stellung zu gesellschaftspolitischen Veränderungen. „Wir kümmern uns um die Belange von Behinderten, chronisch Kranken und sozial Benachteiligten“, erklären Vorsitzende Ellen Benölken und ihre Mitstreiter.

Der Sozialabbau habe den Mitgliedern in diesem Jahr auf den Nägeln gebrannt, sagen die Eheleute Benölken und Dieter Bos. In allen Karbener Stadtteilen finden sich Ansprechpartner des 520 Mitglieder zählenden VdK-Ortsverbandes. Sie beraten und leiten an andere Stellen, etwa den Bezirksverband, weiter.

Bei den VdK-Stammtischen, die übers Jahr verteilt einmal in allen Karbener Stadtteilen stattfinden, erfahren die Aktiven, welche Probleme die Menschen vor Ort bewegen. So sei das Thema Altersarmut bei Frauen heftig diskutiert worden, erinnert sich Renate Becker. Frauen aus dem Niedriglohnsektor seien ebenso betroffen wie solche, die aufgrund der Mutterschaft nicht durchgängig berufstätig waren. „Für Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, ist es furchtbar zu ertragen, dass im Alter die Rente nicht reicht und dass sie abhängig werden“, betont Benölken. Der VdK rät zur Überprüfung der Rentenberechnung.

Die VdKler beraten Mitglieder in erster Linie bei Fragen des Sozialrechts. Um auf dem Laufenden zu sein, werden sie auf der Ehrenamtsakademie in Bad Nauheim geschult. Die Erstberatung erfolgt auch für Nicht-Mitglieder, danach ist eine Mitgliedschaft für 54 Euro Jahresbeitrag erforderlich.

Leider kämen die Menschen oft erst, „wenn sie tief im Schlamassel stecken“. Die VdKler berichten von einem Ratsuchenden, dem wegen versäumter Zahlung die Stromversorgung abgestellt werden sollte. „Auch hier konnten wir helfen“, sagt Vize-Vorsitzende Angelika Stoltze. „Doch wir helfen den Menschen nicht beim Schummeln, sondern dabei, ihre Rechte, die sie vielleicht nicht kennen, wahrzunehmen“, betonen die Mitglieder. So sei es bei Widersprüchen wichtig, Fristen einzuhalten.

Wendeten sich Ratsuchende mit ihren Anliegen an die Ansprechpartner in den Stadtteilen, „dann reden wir von Mensch zu Mensch. Ich spreche auch schon mal Kärber Platt“, sagt Dieter Bos. Zuhören, sich Zeit für die Anliegen der Menschen nehmen und Verständnis zeigen, helfe vielen schon weiter.

Die Menschen wenden sich auch mit Einstufungen durch Ärzte oder Krankenkassen an den VdK. Früher sei der Grad der Behinderung großzügiger eingestuft worden, berichten die VdK-Mitglieder. Ein Kärber Patient sei „ohne nähere Untersuchung von 90 auf 70 Prozent“ herabgestuft worden. „Das wird als Willkür empfunden.“ Es werde davon ausgegangen, dass ein Arbeitnehmer nach Krankenhaus- und Reha-Aufenthalt zumindest wieder im Sitzen arbeiten könne, sagt Benölken – was nicht immer der Realität entspreche.

Im kommenden Jahr will sich der VdK verstärkt dem Thema Pflege widmen. (kre)