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Handarbeit: 13 000 Setzlinge eingraben

Lenny Kraut lässt sich von Revierförster Eckhard Richter das Einpflanzen der Baumsetzlinge erklären. Foto: Niehoff
Lenny Kraut lässt sich von Revierförster Eckhard Richter das Einpflanzen der Baumsetzlinge erklären. Foto: Niehoff

Karben. Tiefer Matsch und Regen können den zehnjährigen Lenny Kraut aus Karben nicht von seinen Plänen abhalten: Vom Anpflanzen von fast 13 000 Baumsetzlingen am Rande des Klein-Karbener Waldes. An mehreren Tagen wird dort derzeit gearbeitet.
Mitte der Woche traf sich Lenny Kraut in Begleitung seiner Mutter Kim Jenny Kraut auf dem rund 26 000 Quadratmeter großen Gelände der Stadt gegenüber der Karbener Biogasanlage mit dem Revierförster Eckhard Richter und dem Karbener Bürgermeister Guido Rahn. Ohne Richter und Rahn hätte der Traum des zehnjährigen Lenny niemals wahr werden können.
Ein Urlaub auf Kreta und der Anblick der fast baumlosen Insel hatte den damals neun Jahre alten Schüler auf die für sein Alter recht ungewöhnliche Idee mit der Aufforstung in seinem Heimatort gebracht. »Denn eine Landschaft ohne Bäume ist einfach nur trostlos«, erinnert er sich an die Eindrücke auf der Insel noch heute.
Zurück aus dem Urlaub, wandte er sich deshalb zunächst an Bürgermeister Rahn und – als dieser ihm seine Unterstützung zugesagt hatte – anschließend an die Öffentlichkeit. Mit einer Spardose ging er monatelang von Haus zu Haus, rief zu einer Spendenaktion auf und warb fortan geradezu enthusiastisch für sein Projekt.
Zunächst war die Rede von 8000 Bäumen. Bei einem Kaufpreis von etwa drei Euro pro Setzling hätte er dafür 24 000 Euro benötigt. Eine Summe, die jeden anderen abgeschreckt hätte. Doch Lenny träumte nicht nur seinen Traum weiter, sondern sammelte auf einem extra dafür eingerichteten Sonderkonto der Stadt emsig weiter Spendengelder für seine Bäume. Und so waren schnell 26 000 Euro erreicht und überschritten. Aus den 8000 Bäumen wurden erst 10 000 und dann 13 000 Bäume.
Rund 40 000 Euro hat die Stadt für das Projekt kalkuliert. »Und sollte nicht alles Geld zusammenkommen, dann wird die Stadt den Rest aufstocken«, versprach Bürgermeister Rahn bei seiner ersten Begehung des Geländes zusammen mit Lenny. Denn die neuen Bäume sollen nicht nur beim Umweltschutz helfen und CO2 speichern, sondern auch das Naherholungsgebiet von Karben vergrößern.
Mischwald
auf 2,6 Hektar

Rahn war in dieser Zeit auch nicht untätig, hatte sich vielmehr das Geld vom Stadtparlament genehmigen lassen und die Umwidmung der Ackerfläche in Wald vorangetrieben. Um das Projekt auch möglichst nachhaltig zu gestalten, hat der zuständige Revierförster Eckhard Richter bereits im Sommer die entsprechende Baumauswahl getroffen.
»Geplant ist ein Mischwald, angefangen von Traubeneichen über Hainbuchen, Winterlinden, Elsbeeren und Feldahorn bis hin zur Vogelkirsche, dem Spitzahorn und der Esskastanie sowie dazwischen immer wieder Eichen«, erläutert Richter.
Nachdem vor wenigen Wochen das ganze Areal eingezäunt worden war – »gegen Wildverbiss und nicht gegen möglichen Diebstahl« –, informiert Richter, folgte dann das Anpflanzen der Baumsetzlinge. »Bisher haben wir etwa 8000 Setzlinge eingegraben, und zwar in Reihen mit zirka 2,5 Meter Abstand. Und das alles per Hand«, versichert Richter. Die restlichen Setzlinge liegen bereits abgedeckt am Feldrand. Sie kommen in den nächsten Tagen an die Reihe.
Am Mittwoch nun war Lenny am Zuge. Er und seine Mutter hatten zwei Setzlinge mitgebracht. »Die haben wir bis jetzt bei uns im Garten großgezogen. Der eine Setzling ist eine Eiche, die wahrscheinlich ein Eichhörnchen bei uns im Garten vergraben hat«, sagt Lenny. Und dann fängt er unter Anleitung des Försters zu graben an. Nicht zu tief, nicht zu flach.
Lennys spezieller
Mammutbaum

Auf die Frage, ob er sich eine derartige Arbeit auch später einmal als Beruf vorstellen könne, schüttelt er sofort den Kopf: »Nein, kann ich mir nicht vorstellen. Im Augenblick will ich irgendetwas im Zusammenhang mit einer E-Gitarre oder mit Fußball machen. An einen Beruf habe ich dabei aber noch nicht gedacht.« Und auch seine Mitschüler sprechen ihn auf die Pflanzaktion in der Schule nicht an. »Die meisten haben davon zwar schon gehört. Aber auf dem Schulhof es ist trotzdem kein Thema«, sagt Lenny und beugt sich über das ausgehobene Loch, um seinen Eichen-Setzling einzupflanzen.
Für die Stadt soll es nicht bei dieser einen Neubepflanzung bleiben. »Auf dem Acker nebenan planen wir eine weitere Anpflanzfläche. Aber erst einmal wollen wir dieses Projekt abschließen«, sagt Rahn. Lenny selbst will in den nächsten Tagen noch einmal vorbeischauen und einen Mammutbaumsetzling einpflanzen. »Um den werde ich mich dann persönlich kümmern«, meint er lachend zum Abschied.

Spendenkonto
Das Spendenkonto für das Aufforstungsprojekt bei der Stadt besteht weiterhin. Und nicht nur Lenny Kraut würde sich freuen, wenn unter dem Stichwort »Lennys Baumspende« weitere Spenden auf dem Konto eingehen würden: IBAN: DE69 5185 0079 0110 0000 30.

Von Jürgen W. Niehoff