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Hilfe aus Karben kommt an – Pensionierte Kurt-Schumacher-Lehrerin Monika Römer hat in Afrika eine Grundschule aufgebaut

130 Kinder zwischen drei und 13 Jahren werden an der „Confidence International School“ in Ghana unterrichtet. Zu verdanken ist das der Karbener Lehrerin Monika Römer. Ihre ehemalige Schülerin Stephanie Völlmecke-Calhoun hat die Einrichtung jetzt besucht und berichtet begeistert.

Karben. „Zeig mal, wie es jetzt da aussieht!“ Monika Römer ist gespannt. Die 26-jährige Stephanie Völlmecke-Calhoun stellt ihren Laptop auf den Tisch und fährt die Fotos von ihrem Aufenthalt an der Ghana Confidence International School hoch. Viele lachende Kinder und mittendrin die ehemalige Schülerin von Monika Römer, die bis zum vergangenen Jahr als Klassenlehrerin an der Kurt-Schumacher Schule in Karben Sport und Deutsch unterrichtete.

Völlmecke-Calhoun und die Lehrerin kennen sich, seitdem die gebürtige Amerikanerin in der fünften Klasse war. Inzwischen hat die junge Frau in Frankfurt an der Universität das Diplom-Studium zur Pädagogin abgeschlossen und wird in wenigen Tagen beim Berufsbildungswerk (BBW) in Karben als Bildungsbegleiterin ihre erste Stelle antreten.

Fahrräder verschickt

Doch zuvor verbrachte sie neun Wochen in dem afrikanischen Land, in dem Monika Römer 2006 half, dass die Grundschule gegründet wurde. „Alles begann mit einem Urlaub 2004, in dem ich Ost- und Südafrika bereiste“, erinnert sich Römer.

Das damalige Waisenhaus besichtigte sie mit einer Reisebekanntschaft und lernte darüber David Ampofo kennen, der gerne eine Schule einrichten wollte. Mit sehr viel Hilfe und Spenden und mit großem Engagement von Schülern und Lehrern gelang das Vorhaben. Inzwischen erhalten an der Schule rund 130 Kinder im Alter zwischen drei und 13 Jahren Betreuung und Ausbildung.

„Stephanie war total eifrig mit von der Partie, als wir den Verein ,Helfen macht Freu(n)de’ 2006 gründeten“, betont Römer. Mit den Mädchen aus ihrer Tanzgruppe studierte sie Shows ein, deren Erlös das Projekt mit finanzierte. „Anfangs sammelten wir auch Sachspenden und schickten Container voller Schulranzen, ja sogar Fahrräder, nach Afrika“, erzählt Römer, die nun das Projekt von zu Hause aus weiter voran treibt. „Aber die Kosten waren sehr hoch und die Logistik sehr aufwändig, so dass wir nun doch lieber mit finanzieller Unterstützung weiter dabei sind die Schule auszubauen.“

In diesen Tagen entsteht ein Anbau. Ziel ist es, dass in Zukunft Schüler bis zur achten oder neunten Klasse eine Ausbildung genießen können und einen Abschluss erlangen.

Nach ihrem Studium wollte sich Stephanie Völlmecke-Calhoun selbst ein Bild von dem Projekt im Westen Afrikas in Accra-Olebu machen, für das sie sich schon so lange engagierte. „Viele meiner Freunde warnten mich: Das ist alles ganz schmutzig dort und sehr einfach. Da wirst du dich nicht wohl fühlen.“ Doch so kam es nicht.

Die junge Pädagogin genoss die Zeit dort, unterrichtete junge Schüler in Deutsch und schloss rasch Freundschaft mit ihrem Gastvater und dessen Familie. Zudem bereiste sie das Land und stellte fest, dass die Grundschule in Accra eine der saubersten und schönsten in der Gegend ist. „Es war alles sehr reinlich und gepflegt dort und die Gastfreundschaft ist immens.“

Auch die Schule sei top, und der Anbau aus Spendengeldern komme gut voran und werde sehr schön. „Das war auch meine erste Lehrerfahrung“, erzählt Völlmecke-Calhoun. Schon jetzt vermisse sie ihre Schüler und das so andere Leben in Afrika. „Ich habe den Kindern sogar ,O Tannenbaum’ beigebracht“, berichtet sie begeistert.

Pate sein für 20 Euro

Auch Römer freut sich: „Es ist so schön zu sehen, dass mit dem Geld und der Unterstützung, die wir von hier aus leisten, etwas richtig Tolles auf die Beine gestellt wird.“

Amüsiert erzählt die junge Lehrerin, die selbst afrikanisches Blut in sich trägt und hierzulande als dunkelhäutig gilt, dass sie an der Schule „Obroni“ von den Kindern genannt wurde, was so viel heißt wie „Die Weiße“. Obst und feine Speisen wie Kochbanane oder Erdnusssuppe hätten sie im demokratischen, afrikanischen „Vorzeigeland“ Ghana auch, berichtet sie und gesteht: „Nur deutsches Brot und Kaffee habe ich vermisst.“

Auf Spurensuche ihrer Vorfahren habe sie sich gemacht und eine Sklavenfestung besucht. „Das war schon ein bisschen bedrückend.“ Sie würde gerne erneut nach Ghana reisen. „Mein Freund studiert Medizin und möchte auch nach Afrika mit Ärzte ohne Grenzen.“ Bis es soweit ist, könnte sie eine Patenschaft in Höhe von 20 Euro pro Monat für ein Kind übernehmen.