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Hohe Badpreise drohen – Karbens Koalition will Verluste senken • Vorwürfe gegen Stadtwerke

Karben. Kalte Dusche für die Badegäste: Im Karbener Hallenfreizeitbad Am Breul drohen erheblich höhere Eintrittspreise. Sie sollen auf vier Euro steigen von derzeit 2,60 Euro – auf das Niveau der Bäder in der Region. Ein satter Aufschlag von mehr als 150 Prozent. Für diese Erhöhung deutet sich ein Konsens in der Karbener Politik an. Denn das bald 26 Jahre alte Hallenfreizeitbad ist hoch defizitär. Allein fürs laufende Jahr wird ein Verlust von mehr als 600 000 Euro befürchtet. 2005 lag er bereits bei fast 570 000 Euro, bis 2015 könnte er gar auf 925 000 Euro ansteigen. Jeder Badbesuch wird derzeit von der Stadt mit rund fünf Euro bezuschusst. Diese Details berichtete ein Experte, der der Stadt vor wenigen Tagen ein mehr als 100-seitiges Bädergutachten vorlegte.

„Das Bad kommt in eine existenzbedrohliche Situation, wenn wir jetzt nicht gegensteuern“, ist für CDU-Fraktionschef Mario Beck daher klar. Mit den Stimmen von CDU, FWG und FDP beauftragte das Parlament am Donnerstag in Petterweil die Betriebskommission der stadteigenen Stadtwerke, anhand des Gutachtens ein Konzept zu erarbeiten, um das Defizit des Bades zu verringern. Kurzfristig realisierbaren Maßnahmen sollten gleich angepackt werden. Zentrale Kritikpunkte des Gutachtens sind:

Im Vergleich zu Bädern der Umgebung sind die Preise zu niedrig.

Die Saunalandschaft ist unattraktiv, immer weniger Gäste kommen. Es wird zuviel Personal gebraucht, weil ein schon angeschaffter neuer Kassenautomat samt Drehkreuz nicht montiert wurde.

In Randzeiten kommen kaum Badegäste.

Das Blockheizkraftwerk ist zu groß dimensioniert für eigene Energieversorgung.

Unnötiger Blindstrom-Verbrauch und eventuell teure Strom- und Gasverträge treiben Kosten hoch.

Durch die falsche Pflege der Fenster mittels Hochdruckreinigern entstanden Schäden.

Der Nachholbedarf bei Sanierungsarbeiten – etwa den Fliesen im Beckenbereich – ist hoch.

Diese Faktoren machen das Bad ganz offensichtlich immer unattraktiver. Denn die Besucherzahlen gehen zurück, liegen noch bei rund 100 000 im Jahr. Die Schuldigen für die Situation sieht die Koalition im Rathaus und beim Eigenbetrieb Stadtwerke: „Dieses Schwimmbad ist schlecht geführt worden und wird schlecht geführt“, sagt Mario Beck. Das habe der Gutachter so bestätigt: „Es gibt niemanden in der Stadtverwaltung, der sich um das Schwimmbad kümmert“, soll dieser gesagt haben.

Diesen Vorwurf weist Bürgermeister Roland Schulz (SPD) zurück: „Unsere Interessen liegen seit Jahren beim Schwimmbad.“ Allerdings habe die Politik schon vor drei Jahren über das Bad diskutiert und damals „hat niemand den Mut gehabt, die Eintrittspreise zu erhöhen“. Mit den neuen Vorschlägen könne die Stadtregierung leben, sagt Roland Schulz.

Kein Thema unter den Politikern ist derzeit eine Privatisierung des Bades. Für diese fand sich nämlich schon vor Jahren kein Kaufinteressent. Dagegen deutete sich in der Parlamentsdebatte Zustimmung zum unpopulären Anheben der Eintrittspreise und möglichen Kürzungen bei den Öffnungszeiten an. (fnp/d)