Veröffentlicht am

Kärber Mundart in Reimen – Geschichtsverein lud zu geselligem Literaturabend

Karben. „Mundartpflege ist Heimatpflege“, stellte Claus-Dieter Herzfeldt zutreffend fest. Nachdem im vergangenen Jahr Peter Geibel in Klein-Karben gedacht wurde, standen dieses Jahr Okarben und der wohl größte örtliche Mundartdichter Ludwig Runk im Vordergrund beim „Tag der Literatur“.

Der Karbener Geschichtsverein hatte dazu sein Mitglied Erhard Sachse berufen, um Runk im Okärber „Scheunchen“ in Mundart zu verlesen. Ihm zur Seite standen der gebürtige Okärber Werner Göbel und der Moderator des Vortrags, Walter Hess. Sie präsentierten ein Zwiegespräch mit dem Titel „Nachbarliche Teilhabe“. Wer nicht aus Okarben kam, hatte sicherlich Schwierigkeiten, die oberhessischen Reimereien zu verstehen. Doch Herzfeldt stellte schon vor Beginn der Lesung fest: „Wir wiederholen die Texte so oft, bis jeder etwas verstanden hat.“

Sogar die beiden Redner gaben zu, dass es die Mundartdichtung von Ludwig Runk wirklich in sich habe. „Man muss schon in einem landwirtschaftlichen Milieu in Okarben aufgewachsen sein, um diese Texte fehlerfrei lesen und rezitieren zu können“, erklärte Werner Göbel schmunzelnd. Und auch Erhard Sachse musste die Reimereien in oberhessischer Mundart mehrfach lesen, um sie korrekt wiedergeben zu können. Dabei hat Sachse einen ganz besonderen Bezug zu dem Mundartdichter, der in Okarben als Lehrer tätig war. „Über viele Ecken war ich mit ihm sogar verwandt.“ Schon von Kind an wurden in seiner Familie Anekdoten in Oberhessisch erzählt.

Ludwig Runk war von 1900 bis 1933 Lehrer in der Untergasse in Okarben. Er ist somit eine Generation jünger als der Altmeister der Wetterauer Mundartdichtung, Peter Geibel. Das wird in den Gedichten des Okarbeners auch durchaus fassbar: Schließlich schreibt er in Gedichten wie „Vor neunzig Johr“ bereits über den Ausbau ländlicher Nebenbahnen. Runk thematisierte gesellschaftliche Zustände auf humoristische Art. Er schrieb über Reisende in Zügen und über Frauen, die durch Rauchen unangenehm auffielen. (sdr)