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Keine Grenzen für Störche – Horst in den Niederwiesen liegt im Dreikommunen-Eck

Karben. Mit Ferngläsern ausgerüstet, rücken gleich drei Stadtoberhäupter zur Aussichtsplattform an den Niederwiesen an. Denn dort, wo sich die Gemarkungen der Kommunen Wöllstadt, Niddatal und Karben im sumpfigen Schilf friedvoll treffen, hat es sich ein Storchenpärchen hoch oben auf dem Horst gemütlich gemacht.

„Die lugen nur ganz vorsichtig über den Rand, weil sie bereits brüten“, weiß Wöllstadts Bürgermeister Alfons Götz (CDU). Er ist mit dem Experten der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) den Weg über die Nidda-Brücke gekommen. In hohen Tönen lobt er seinen Begleiter: „Dem großen Fachwissen und Engagement von Ralf Eichelmann haben wir hier so viel zu verdanken.“

Verträumt blickt er auf die ruhige Aue: „Über das Jahr hinweg verändern sich hier wundervoll die Landschaftsfarben. Es ist ein Paradies für seltene Vogelarten, wie beispielsweise den Kiebitz oder auch Feldhühner.“ Tatsächlich haben Experten bis zu 130 verschiedene Arten in dem einmaligen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) der Wetterau verzeichnet.

„Der Storch aber gehört ganz klar den Ilbenstädtern“, ist Niddatals Bürgermeister Bernhard Hertel (parteilos) stolz. „Wer das anzweifelt, dem schicke ich die Rechnung für die Renaturierung der Aue“, lacht er. Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) grinst: „Aber bei euch alleine würden die auch nicht satt.“ Er deutet in Richtung Groß-Karben, wo sich vor einigen Tagen ebenfalls ein Storchenpaar an der Ludwigsquelle niedergelassen haben soll. „Stolz auf dieses wunderbare Gebiet sind wir gemeinsam“, spricht Hertel aus, was alle drei denken.

Erst seit rund zehn Tagen sind nämlich die Störche nicht mehr Wöllstädter. Auf ihren jetzigen Standort mussten sie warten, weil sich Nilgänse mit ihrer Brut auf dem Horst zwischen Ilbenstadt und Burg-Gräfenrode niedergelassen hatten. Erst als diese flügge wurden, kam Pärchen Adebar auf die Umzugsidee und zeugte flugs Nachwuchs. „Ich habe gehört, der wollte nicht Alfons heißen“, witzelt Rahn über den Standortwechsel. Tatsächlich wollen die Herren jedoch gar keine Namen vergeben. „Nur wenige der 20 Storchenpaare in der Wetterau tragen Namen“, sagt Eichelmann. Er freut sich: „In etwa 20 Tagen schlüpft der Nachwuchs.“ In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Anzahl der Storchenpaare in der Wetterau verdreifacht.

Gut seien die Voraussetzungen in diesem Jahr, die Wiesen böten reichlich Kröten, Würmer und Mäuse. So stehen in Groß-Karben und Ilbenstadt jetzt die Chancen auf Nachwuchs erneut gut. Einzig Götz hofft noch, denn die letzte Storchenbrut in Wöllstadt gab es vor nunmehr 49 Jahren. Dann zwinkert Götz schelmisch: „Aber Storch hin oder her. Wissen Sie, was das Schönste an Ilbenstadt ist?“, fragt er und lacht: „Der Blick auf Wöllstadt!“ (ssp)