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Kulturpolitischer Wahnsinn – Gedenkveranstaltung in St. Michaelis

Wie aus „schöner Musik, böse Musik“ wurde, Kulturgut auf dem Index landete und Nachbarn sich in Feinde verwandelten, waren am Samstag Themen des Konzertes „Verbotene Liebe“ in der Klein-Kärber St. Michaelis Kirche.

Karben. Eingeladen zu diesem besonderen Konzert in Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht 1938 hatten die evangelische Kirchengemeinde Klein-Karben, der Deutsch-Ausländische Freundschaftskreis (DAF) und die Initiative „Stolpersteine in Karben“.

Die Texte, Lieder und Werke präsentierten den zahlreichen Zuhörern Gabriela Helfrich (Gesang), Herbert Helfrich (Klavier) und Pfarrer Werner Giesler (Texte, Moderation). Zum kulturpolitischen Wahnsinn der Zeit sagte Pfarrer Werner Giesler: „Bestimmte Musik wurde von den Nationalsozialisten zum Feind erklärt“.

Die NS-Propaganda richtete sich gegen jüdische Komponisten und ihre Werke wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Erwin Schulhoff und Kurt Weill, aber auch gegen die gesamte musikalische Moderne. Jazz galt als „entartet“ und wurde als „Negermusik“ bezeichnet. Mit einem Aufführungsverbot belegt wurden Künstler und deren Werke wie Duke Ellington, Hanns Eisler und Arnold Schönberg. Am Beispiel des Komponisten, Pianisten und Organisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), dessen jüdische Eltern zum protestantischen Glauben konvertierten und der mit seinen Geschwistern 1816 getauft wurde, zeigte Pfarrer Giesler die Verleumdungsmaschinerie der Nazis auf.

Unter den Nazis wurden alle Aufführungen seiner Werke unterbunden. Mit den Liedern von Felix Mendelssohn Bartholdy vertonten Gedichten „Gruß“ von Josef von Eichendorff (1788-1857) und „Abschiedslied der Zugvögel“ von Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) eröffneten Gabriela und Herbert Helfrich den musikalischen Teil.

Georg Friedrich Händels (1685 – 1759) Oratorium „Judas Maccabäus“ „arisierten“ die Nazis, indem sie es in „Der Feldherr!“ umarbeiteten. „So blieb Händel ein rechtschaffender Mensch und kein Judenfreund“, sagte Giesler. (fau)