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Kunst aus Eiern und Wachs – Nidderauer gestalten im Museumscafé der Heimatfreunde Windecken sorbischen Osterschmuck

Nidderau. Man nehme: Ein Ei, unterschiedliche Kaltfarben, etwas Essig, verschieden große Stecknadeln, Wachs, einen Esslöffel und eine Flamme. Mit diesen Rezeptzutaten und einem Quäntchen Geduld entstehen passend zum Fest bunte Ostereier, wie sie nicht jeder auf dem Tisch liegen oder an den Frühlingszweigen hängen hat. In Wachstechnik gearbeitet, bilden sie garantiert einen attraktiven Blickfang.

Im Museumscafé der Heimatfreunde Windecken wollten ein Dutzend Teilnehmer in einem Nachmittagskurs dieses Schmücken von Eiern erlernen, wie es bei den Sorben Brauch ist.

Die auch als Wenden bekannte westslawische Volksgruppe hat ihren Lebensraum in der Ober- und Unterlausitz in der Gegend um Hoyerswerda und Cottbus. Als Kursleiterin war extra Hella Helk mit ihrem Mann Heinz aus Nidderaus thüringischer Partnerstadt Gehren angereist. Beide sind sie ausgebildete Porzellanmaler. Im Gepäck hatte sie alle Zutaten, die die lernwillige Nidderauer Gruppe brauchte, um an einem Nachmittag selbst mit Begeisterung Ostereier zu gestalten.

Zur Verzierung eignen sich rohe Eier, die nach der Fertigstellung ausgeblasen werden. Eine andere Möglichkeit ist es, halbstündig gekochte Eier zu verwenden. Das bietet sich aber nur an, wenn die Dekoeier nicht aufgehängt werden sollen. Auch die gekochten sorbischen Eier halten sich jahrelang.

Nur schon ausgeblasene Eier zu verzieren, das geht nicht. „Ausgeblasene Eier würden sich nicht in die Kaltfarbe senken lassen, weil sie zu leicht sind“, erklärte Hella Helk den Teilnehmern. Und ganz wichtig: Die Eier müssen fettfrei gereinigt sein.

Und dann ging es los. In einem gebogenen, über einem Teelicht festgeschraubten Silberlöffel hatte das Ehepaar Helk eine Mischung aus Bienen- und Kerzenwachs vorbereitet. Über der Kerzenflamme verflüssigte sich die Masse schnell.

Mit einem Bleistift zeichneten die Hobby-Künstler den Musterverlauf auf. Mit einer metallenen Stecknadel, die zur Verlängerung in ein Holz gesteckt wird, oder mit einem Federkiel wird nun das flüssige Wachs auf das Ei gesetzt oder als Tropfen gezogen. Tunkt man das so präparierte Ei in Kaltfarbe, bleiben die in Wachs gedruckten Muster weiß. „Die Kaltfarbe braucht unbedingt einen Schuss Essig“, betonte die Kursleiterin. Das lässt die Farben leuchten und macht sie haltbar.

Nach dem Trocknen können neue Wachsmuster gedruckt und das Ei erneut gefärbt werden. Bis zu acht Schichten lassen sich auf das Ei auftragen, so dass ein bunt gemustertes Ei entsteht. Gut eignen sich geometrische Figuren. Die gewachsten Stellen werden am Ende mit einer Kerzenflamme abgeflammt, weggewischt und siehe da: Ein kleines, sehr individuelles Kunstwerk ist entstanden.