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„Lieschen“ ist beliebt – Sie fährt öfter, schneller und weiter: Niddertalbahn verzeichnet kräftiges Plus

Nidderau. Was ändern sich die Zeiten! Anfang der 1980er-Jahre drohte der Niddertalbahn Stockheim – Frankfurt noch die Stilllegung. 30 Jahre später ist das Stockheimer Lieschen bei den Fahrgästen beliebt wie nie: Deutlich über ein Viertel mehr Fahrgäste als noch vor gut zwei Jahren werden in den Zügen gezählt. Das ergeben Zählungen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV). „Super“, sagt dessen Sprecher Peter E. Vollmer. „Wie wir es uns gewünscht haben.“

Seit 2008 fährt die Bahn via Nidderau und Bad Vilbel viel öfter, schneller und am Wochenende. Wie viele Fahrgäste exakt zusätzlich in die roten Doppelstockzüge oder die älteren Triebwagen einsteigen, ist noch unklar. „Derzeit läuft eine Erhebung“, deren Ergebnisse 2011 vorliegen, sagt Vollmer. Der Verbund machte aber „Pegelzählungen“ zwischen Gronau und Bad Vilbel zum identischen Termin im Jahr vor und nach Start des neuen Angebots. Dort wurden nach 3600 nun 4500 Fahrgäste gezählt – plus 25 Prozent. „Der Prozentsatz wird aber noch deutlich höher sein“, sagt der Verbundsprecher. Denn weder die Fahrgäste in den vielen neuen Verbindungen zwischen Bad Vilbel und Frankfurt sind berücksichtigt, noch Fahrgäste, die zwischen Gronau und Stockheim ein- und aussteigen. Und auch die Wochenendfahrgäste fehlen noch.

Jene Passagiere aber sind glücklich. „Das ist sehr schön“, freut sich Jürgen Lerch vom Fahrgastverband Pro Bahn und Bus Mittelhessen. Nun müsse der RMV dringend die Sonntagszüge nach Frankfurt verlängern. Dass ausgerechnet die Ausflügler zum Umsteigen in Bad Vilbel gezwungen würden, sei nicht zu verstehen. Dann müssen sie ihre Fahrräder bei der Rückfahrt mühevoll durch die Unterführung zur S-Bahn tragen.

Zumal das Lieschen genau bei Gelegenheits- und Freizeitfahrten punktet: Der Passagierplus falle außerhalb der Stoßzeiten erheblich höher aus, erklärt RMV-Sprecher Vollmer. Doch erst mit dem viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke Bad Vilbel – Frankfurt könne bei der neuen Niddertalbahn ihr voller Effekt realisiert werden, sagt Vollmer. „Das ist der Flaschenhals.“

Weil die Niddertalbahn für Pendler noch attraktiver wurde, steigt die Nachfrage nach Bauplätzen entlang der Strecke. „Das spüren wir“, sagt Nidderaus Erste Stadträtin Monika Sperzel (SPD). „Danach fragen die Kaufwilligen.“ In Nidderau sind alle Bauplätze weg. „Wir warten dringend auf die Neue Mitte.“

Dass sich auch Nidderau für das neue Lieschen stark machte, gehe nun auf, findet die Stadträtin. Sie hofft auf den nächsten Schub, wenn ab Ende 2011 ein neuer Betreiber übernimmt. „Mit leiseren Fahrzeugen“ statt den lauten, alten Dieselloks. Neue Fahrzeuge hat der RMV für den künftigen Betreiber zur Bedingung gemacht. Wer das ist, soll die Öffentlichkeit Ende August erfahren, kündigt Vollmer an. (den)