Veröffentlicht am

Mami und Papi als Lotsen – Eltern im Baugebiet „Alter Sportplatz“ haben morgendlichen Begleitschutz für Schüler organisiert

Karben. Ein Auto von rechts, noch eins und noch eins. Zwei Transporter von links. Dann – zwei Erwachsene und zehn Kinder recken ihre Köpfe zu beiden Seiten – scheint die Rodheimer Straße frei zu sein. „Und los!“, sagt Petra Losic. Das Startzeichen auf dem Schulweg der Kinder aus dem Baugebiet Alter Sportplatz zur Grundschule in Petterweil. Damit sie sicher dorthin kommen, haben die Eltern unter einander einen Schülerlotsendienst organisiert. Einen direkten und sicheren Schulweg gibt es nicht.

„Für die Kinder alleine ist das viel zu gefährlich“, sagt Martin Gottaut. Nachdem er die Kinder zusammen mit Petra Losic sicher über die Straße und noch den Weg durch die Gärten entlang bis zum Brauweg gebracht hat, wird er seine Beschäftigung als Schülerlotse mit der des Versicherungskaufmanns tauschen. Seit zwei Jahren schon organisieren die Eltern die morgendliche Straßenüberquerung. „Das hat sich so eingebürgert.“ Um den von der Stadt hergerichteten Fußweg durch die Gärten zu erreichen, müssen die Schüler die besonders morgens um halb acht stark frequentierte Straße überqueren. Erst wenige Meter vor dem Baugebiet steht das Ortsschild. Angst vor Tempokontrolle scheint kaum ein Fahrer zu haben, seit vor kurzem der stationäre Blitzer abgebaut wurde.

„Es wäre schön, wenn der wieder aufgebaut würde. Hier wird teilweise ganz schön gerast“, berichtet Petra Losic. „Das wird nur getoppt“, ergänzt Martin Gottaut, „wenn die A 5 zu ist.“ Eine Fußgängerampel, das wünschen sich Eltern und Kinder. Oder einen Zebrastreifen. Den allerdings lehnt Stadtrat und Verkehrsdezernent Jochen Schmit (SPD) rundweg ab. „Ein Zebrastreifen bietet nicht genug Sicherheit.“

Für eine Ampel jedoch sei den ganzen Tag betrachtet nicht genug Bedarf vorhanden. Das hätten Fußgänger- und Fahrzeugzählungen vor zwei Jahren ergeben. Allerdings muss Schmitt zugeben: Damals hatte gerade erst das Bebauen des Baugebiets begonnen, heute ist es fast voll bewohnt. Weil damit die mögliche Nutzerzahl nun höher liege, will er neu zählen lassen.

Das Argument der Eltern, dass die Ampel von mehr Menschen benutzt würde, wenn sie erst einmal da sei – etwa wenn Kinder nachmittags zum Sportplatz wollten – helfe ihm aber nicht weiter, sagt Schmitt: „Ich brauche die Zahlen jetzt, um gegenüber der Polizei und den anderen Behörden argumentieren zu können.“ Eine wichtige Unterstützung erhofft sich Schmitt vom offiziellen Schulwegeplan, den Grundschule und Schulelternbeirat gerade ausgearbeitet haben. „Damit sinken die Hürden, um eine Sicherung vorzunehmen.“ Und er verspricht: „Das versuchen wir!“

Der Plan sieht vor, dass die Baugebiets-Schüler bis zur Kreuzung Sauerbornstraße laufen müssten, um die Straße zu queren. Den Weg entlang der Alten Heerstraße mit ihrem viel zu schmalen Gehweg halten die Eltern für zu gefährlich. Dann müssten die Schüler 600 Meter weit an viel befahrenen Hauptstraßen entlanglaufen statt über Fußgängerwege und durch verkehrsarme Wohngebiete.

Sich darum zu kümmern, sagt Schmitt zwar zu. Die Forderung nach dem Wiederaufbau des Blitzers aber reicht er an die Politik weiter. „Das wurde gestrichen.“ Solle das Gerät wieder in Betrieb gehen, müsse Karben sein gesamtes, veraltetes Verkehrsüberwachungssystem erneuern – was eine fünfstellige Summe koste. (den)