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Mathildenhöhe und Darmstadtium

Die Mitreisenden des Karbener Geschichtsvereins vor dem Hessischen Landesmuseum. Foto: Privat
Die Mitreisenden des Karbener Geschichtsvereins vor dem Hessischen Landesmuseum. Foto: Privat

Karben. Nach längerer Corona-Pause konnten sich die Mitglieder und Freunde des Karbener Geschichtsvereins wieder auf eine Kulturfahrt freuen. Bei strahlender Septembersonne ging die Reise nach Darmstadt in die ehemalige Landeshaupt- und Residenzstadt des historischen »Großherzogthums Hessen-Darmstadt«.
Zu Beginn besichtigte die Gruppe das Ensemble »Mathildenhöhe«, das seit dem 24. Juli 2021 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt ist. Die Künstlerkolonie, benannt nach Mathilde von Wittelsbach (von Bayern), wurde ab dem Jahr 1899 unter ihrem Gatten Großherzog Ernst Ludwig errichtet. Der Großherzog berief sieben bedeutende Künstler und Baumeister an die neu zu gründende Künstlerkolonie – in der Erwartung, dass von der Verbindung von Kunst und Handwerk das Großherzogtum Hessen wirtschaftlich profitieren würde. Im Jahre 1901 wurde eine der ersten von vier Kunstausstellungen veranstaltet. Die Künstler zeigten ihre Vorstellungen einer neuen Wohn- und Arbeitswelt.
Der Bereich der Anlage umfasst neben dem mit Reliefs und Skulpturen künstlerisch gestalteten Platanenhain das Ateliergebäude mit Museum, die Dreihäusergruppe sowie den Hochzeitsturm und die Russische Kapelle, die kurz vor der Gründung der Künstlerkolonie aufgrund der Verbindung des Hauses Darmstadt mit der Zarenfamilie errichtet worden war. Die letzte russische Zarin war die darmstädtische Prinzessin Victoria Alix von Hessen und bei Rhein, in Russland später Alexandra genannt.
Von der Mathildenhöhe aus machte die Gruppe einen gemütlichen Spaziergang hinunter zum Stadtzentrum. Der gut gangbare Weg führte sie am Darmstadtium vorbei, einem supermodernen Gebäude, das als Wissenschafts- und Kongresszentrum genutzt wird. Der eigenartig geformte Bau erhielt seinen Namen 2003 durch ein chemisches Element, das 1994 in Darmstadt entdeckt wurde und deshalb »Darmstadtium« genannt wurde. Die Verbindung zwischen Forschung und Wissenschaft erschien dem damaligen Oberbürgermeister Peter Benz ideal für das Kongresszentrum, sodass das Gebäude seinen Namen diesem chemischen Element verdankt.
Das Haus besteht aus vier verschachtelten Teilen, die kaum rechte Winkel aufweisen. Aus diesem Grunde nannten die Darmstädter ihn »Schepp Schachtel« (= schiefe Schachtel). Während der Bauarbeiten entdeckte man im Westen Teile eines historischen Wehrturms. Dieser wurde – wie auch Teile der mittelalterlichen Stadtmauer – in das Darmstadtium integriert und soll einen Kontrast zur modernen Architektur bilden.
Nach dem Mittagessen im Restaurant »Ratskeller« ging es am Residenzschloss vorbei zum Hessischen Landesmuseum, einem der ältesten öffentlichen Museen Deutschlands. Es ist ein Universalmuseum mit umfangreichen ständigen Sammlungen, zählt zu den großen Museen Deutschlands und beherbergt zahlreiche Exponate aus den Bereichen Kunst-, Kultur- und Naturgeschichte. Unter anderem verfügt das Museum über eine Sammlung großer Wirbeltier-Fossilien aus der Grube Messel und ein komplett erhaltenes Skelett eines Mastodons aus den USA. Auch die Originalskulptur des Wetterauer »Keltenfürsten vom Glauberg« befindet sich in dem Gebäude.
Nach einer Kaffeepause in gemütlicher Runde machte sich die Gruppe wieder auf den Heimweg, und man war sich schnell einig, dass dies wieder einmal ein schöner Tag mit dem Karbener Geschichtsverein war. (zlp)