Veröffentlicht am

Mehr Züge, mehr Lärm – Bei Bürgerversammlung wird deutlich, was Ausbau der Bahn bedeuten könnte

Karben. Der Gleisausbau der Main-Weser-Bahn auf Karbener Gemarkung rückt näher. Über Erfahrungen mit dem Planfeststellungsverfahren und Einspruchsrechte der Bürger informierte BI-Sprecherin Hannelore Otto aus Frankfurt.

Nur über Mundpropaganda war über die Veranstaltung informiert worden, dennoch war der Raum voll. Dicht an dicht saßen etwa siebzig Bürger am Mittwochabend der Vorwoche in der Okärber Gaststätte „Niddatal“, um zu hören, was Hannelore Otto zu berichten hatte. Die Berkersheimerin ist seit Jahren in der Bürgerinitiative (BI) „gegen den viergleisigen Ausbau zwischen Frankfurt und Bad Vilbel“ engagiert. Für die Okärber wird in diesem Jahr ernst, was in Frankfurt schon seit gut zehn Jahren läuft: Das Planfeststellungsverfahren zum Ausbau der Main-Weser-Bahn.

„Seien Sie hellhörig und wachsam, ist erst gebaut, kann die Bahn so viel Züge fahren lassen, wie sie will“, sagte Otto. Mit Nachdruck legte die couragierte Rechtsanwältin dar, um was es geht: Mehr Lärm durch mehr Züge. Denn der Bundesverkehrswegeplan sieht auf der Strecke zwischen Frankfurt und Kassel eine Steigerung um 65 Prozent vor. „Wir werden eine Situation wie im Rheintal haben“, mahnte Otto und warf der Bahn vor, entweder gar nicht oder nur zögerlich mit Zahlen rauszurücken. Anfangs hätten Sprecher der Bahn behauptet, die Zugzahlen würden nicht geändert werden. Später seien die Zahlen schöngerechnet worden, um die gesetzlich vorgeschriebenen Lärmimmissionswerte nicht zu überschreiten. „Es werden vor allem mehr Güterzüge fahren“, erklärte Otto. Es sei ein Unding, dass Güterzüge so dicht an Wohnquartieren vorbeirauschen sollten.

„Wir wollen den S-Bahn-Ausbau nicht verhindern, aber die Rechte der Bürger wahren“ unterstrich Otto. Etwa eintausend Einwendungen hätten Betroffene in Frankfurt erhoben, manches sei in den Planänderungsverfahren berücksichtigt worden. „Wir bekommen jetzt Schallschutzfenster, Klimaanlagen und Deckenverstärkung für die Häuser an der Bahnstrecke.“ Doch auf die Frage, mit welchen Erschütterungen durch den Zugverkehr zu rechnen sei, hätten sie keine Antwort bekommen. Und für die Belastung durch jahrelange Ausbauarbeiten, unschöne Lärmschutzwände vor der Nase und Wertminderungen von Haus und Grundstück gebe es in der Regel keinen Ausgleich.

Dass die Auseinandersetzung mit der Bahn eine mühsame Sache ist, die langen Atem und Beharrlichkeit braucht, daraus machte Otto kein Hehl. „Schauen Sie nicht so bedröppelt, tun Sie sich zusammen, wehren Sie sich“, sprach sie den Anwesenden Mut zu, die nach ihren Ausführungen zum Teil fassungslos dasaßen. Dazu trugen auch Details bei, die sich vorher die wenigsten ausgemalt hatten. Etwa die Vorstellung, dass eine 3,50 Meter hohe Schallschutzwand aus Metall die Strecke entlang der Wohnquartiere säumen würde. Als Ratschlag gab sie mit, im Planfeststellungverfahren fristgemäß Einwendungen zu erheben. Dass die Okärber nicht einfach die Planungen der Bahn hinnehmen wollen, wurde auf der Versammlung deutlich.