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Narren bieten Alltag die Stirn – Rund 300 fröhliche Karnevalsfreunde feierten ausgelassen im Bürgerhaus von Niederdorfelden

Niederdorfelden. Vier Vereine – eine Feier. Da ist mächtig was los. Im Bürgerhaus Niederdorfelden fiel mit der ersten VoTiFeLa-Faschingssitzung der Startschuss für die närrische Zeit.

Der Saal ist voll. Es ist 19.31 Uhr, und es kann losgehen: Reinhard Schott, der neue Präsident des Elferrats, eröffnet das närrische Treiben. „Dorfelle helau, VoTiFeLa helau“, heißt der Gruß von der Bühne in den Saal, den gut 300 Narren einen Abend lang zum Tollhaus machen.

Wenn vier Vereine sich zum Feiern zusammentun, vibriert die Luft. Der Volkschor (Vo), die Tischtennisabteilung (Ti), die Feuerwehr (Fe) und die Landfrauen (La) haben sich dem Humor verschrieben und bieten mit Büttenreden, Showtänzen und Mitmachschunkeln dem tristen Alltag die Stirn.

Als Bänkelsänger, Bauern und Spaziergänger treten die Narren auf. Sie tanzen, schunkeln und singen, und ohne die Zweimannkapelle „Fischbörner Buben“, die im Harlekinkostüm bis morgens früh den musikalischen Takt vorgibt, geht schon mal gar nichts.

Eine Augenweide sind die Gardemädchen aus Niederissigheim, die zwischen den Reden Showtänze zeigen und auf die Trainerin Sabine Martin stolz sein kann. Die flotte Oma (Ingrid Schott) fährt nicht nur im Hühnerstall Motorrad, sondern stellt sich auch in der Bütt tapfer den Fragen der Enkelin (Celine, 13 Jahre). „Oma, wie lang bleibste denn?“ „Bis ich euch auf die Nerven fall.“ „Was, nur so kurz?“ Auch der Opa muss herhalten, er sitzt sogar im Elferrat. „War der Opa früher mal Indianer?“, fragt die kesse Kleine, die ihren ersten Auftritt als jüngste Büttenrednerin bravourös meistert. „Oder woher kommt sonst der Skalp, der auf seinem Nachttisch liegt?“

Das Funkenmariechen (Angie Hübe), das ganz ohne Trainer seinen Tanz eingeübt hat, gibt sein Bestes ebenso wie Sascha Köhler, der sich als Macho, breitbeinig Kaugummi kauend in der Lederjacke, die Hände reibt beim Anblick der vielen schönen Frauen im Saal. „Männer, schnallt eure Frauen fest!“, ruft der Obermacker warnend. „Voll Energie und ganz romantisch und in der Liebe ganz gigantisch“, sei er. Als eine „Lendenexplosion“ und „ein Pulverfass an Testosteron“ rühmt er sich selbst und bringt die Frauen zum Kreischen. Auch gerne doppeldeutig: „Guckt mich doch an in aller Kürze, wir Männer sind des Lebens Würze“, straft er seine Angeberei dann selbst Lügen.

Erwin Erl als Rechtsanwalt hebt mahnend die Hand, als er vor der Bühne eine Gruppe Sträflinge sitzen sieht, die heute Ausgang haben. „Ein Advokat, der was versteht, führt den Prozess so lang es geht“, verkündet der Mann im schwarzen Talar und outet sich als Scheidungsspezialist, für den der Pfarrer gar nicht schnell genug trauen kann. Krankenschwester Ilse (Claudia Schütz) nimmt die Männer auf ihrer Station aufs Korn und mokiert sich herzerfrischend über die Wehleidigkeit des starken Geschlechts. „Mir Fraue kenne uns da aus, mir habbe all so ahn zuhaus.“

Ganz gewiss gesund bleibt, wer einmal die Krankenschwestern des Dorfeller Männerballetts gesehen hat. Es ist „Ladie’s Night“ in Dorfelle, und mit Hüft- und Beinschwung rocken sie die Bühne, holen Zuschauer dazu und lassen die Frauen neidlos anerkennen: So manches Männerbein ist gar nicht zu verachten.