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Nicht genehmigt? – Stadt sucht nach Lösung, wie Degenfeldsches Schloss weiter genutzt werden kann

Welche Folgen hat es, dass die Nutzungen im Degenfeldschen Schloss nicht ge- nehmigt sind? Darüber zerbricht man sich im Karbener Rathaus den Kopf. Und auch, wie es mit dem Museum und Jugendclub nun weitergeht.

Karben. „Eine Polit-Posse.“ Edgar Pfeifer, ehrenamtlich aktiv im Museumsdienst des Karbener Geschichtsvereins für das Landwirtschafts- und Heimatmuseum, schüttelt den Kopf. Die Nachricht, dass die Nutzung des Schlosses illegal ist, weil sie nie genehmigt wurde, hatte er in der FNP gelesen. „Das ist ein bisschen weit hergeholt“, findet Pfeifer. Das Schloss sei doch bis 2002 über Jahre hinweg saniert worden. „Dafür waren doch Genehmigungen nötig.“ Bloß: Die lassen sich weder im Rathaus noch beim Kreisbauamt finden.

Nach den Unterlagen aus den Zeiten des Schlossumbaus während der Regierungszeit von Bürgermeister Detlev Engel (SPD) in den 1990ern hatte Bürgermeister Guido Rahn (CDU) suchen lassen. Dass er nicht fündig wurde, erklärte er bei der Auftaktsitzung des Akteneinsichtsausschusses. Der Ausschuss soll den Schlossverkauf unter die Lupe nehmen. Die Folge: „Wenn etwas passiert, haftet der Bürgermeister persönlich“, sagt Rahn. Die Versicherung der Stadt habe nämlich bereits abgewunken, mögliche Schäden zu tragen. Muss nun die Nutzung verboten werden?

Nachrüstung möglich?

„Wir klären derzeit, was wir machen müssen, damit der Betrieb weitergehen kann“, sagt Rahn. Womöglich reiche ja erstmal ein Brandschutzdienst im Museum aus. Nötig sei aber eine langfristige Lösung. Brandmeldeanlage und ein zweiter Fluchtweg aus dem Obergeschoss seien dafür laut Auskunft des Kreisbauamts nötig, sagt Rahn. „Da sind wir schnell bei Kosten von 50000 Euro und müssen überlegen, ob das sinnvoll investiert ist.“

Womit Rahn meint, die Brandschutzanforderungen bei der bereits angelaufenen Neukonzeption der Ausstellung gleich einzukalkulieren. „Das Museum und der Jugendclub stehen nicht infrage“, erklärt er. „Es gibt keinen besseren Standort für das Museum, da ist es im Schloss mit dem Ambiente und der Maschinenhalle ideal.“ Am gerade auf 15 Jahre geschlossenen Mietvertrag rüttele die Stadt nicht.

Doch weigern sich laut Rahn die neuen Besitzer, beim Brandschutz finanziell in die Bresche zu springen. „Sie gingen wie wir davon aus, dass die Nutzung korrekt genehmigt ist.“ Somit blieben die Kosten an der Stadt hängen.

Unsauber gearbeitet

„Die Fehler von früher müssen wir nun teuer beheben“, ist der Bürgermeister sauer. Was er nicht versteht: Wieso bei der vier Millionen Mark teuren Sanierung nicht an die Genehmigung gedacht wurde. „Damit ist die Stadt ihren Bürgern kein Vorbild.“ Pikant: 2006 hatten die Grünen beim damaligen Bürgermeister Roland Schulz (SPD) sogar explizit nach dem Brandschutz gefragt, die Freien Wähler kurz darauf ebenso. Die Antwort damals: Der Brandschutz „könnte wahrscheinlich“ durch Leitern als Fluchtmöglichkeiten gewährleistet werden. Für die Regierung Schulz war das Thema damit offenbar erledigt.

Das illegale Museum erzürnt deshalb sogar die Opposition: „Wenn solch ein Fehler gemacht wurde, ist das ein Unding“, sagt Grünen-Chef Rainer Knak. Er merkt zwar an, dass es seltsam sei, dass das Problem nicht bereits dem Gutachter aufgefallen sei, der 2011 das Schloss für die Stadt untersuchte, sondern erst jetzt zutage komme. Allerdings: „Es ist unstrittig, dass die Gemeinde handwerklich unsauber gearbeitet hat“, entlässt Grünen-Fraktionschef Mario Schäfer die SPD nicht aus der Verantwortung. Sie regierte in den Neunzigern, als das Schloss zum Museum umgebaut wurde.

Am regulären Öffnungstag am Sonntag nun entschied Bürgermeister Rahn sich für eine Teilöffnung des Museums. Der erste Stock ist vorerst gesperrt, weil ein zweiter Fluchtweg fehlt. (den/cwi)