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Okärber Stolpersteine wieder komplett

Der Stolperstein für Heinrich Agel ist neu verlegt worden. Das Naturfreunde- und KPD-Mitglied ist 1933 nach einer Denunziation verhaftet und verurteilt worden. Zwei Monate verbrachte er im KZ, wo er schwer misshandelt worden ist. Foto: Privat
Der Stolperstein für Heinrich Agel ist neu verlegt worden. Das Naturfreunde- und KPD-Mitglied ist 1933 nach einer Denunziation verhaftet und verurteilt worden. Zwei Monate verbrachte er im KZ, wo er schwer misshandelt worden ist. Foto: Privat

Karben. Nachdem der letzte Teil der Hauptstraße in Okarben erneuert worden ist, hat auch der Stolperstein für Heinrich Agel wieder seinen Platz vor der Hausnummer 29. Das teilt Hartmut Polzer von der Karbener Stolperstein-Initiative mit. Der Stein für den gebürtigen Okarbener Heinrich Agel ist vor zehn Jahren verlegt worden. Er erinnert an den Schuhmacher, der wegen seiner politischen Positionen vom Nazi-Regime verfolgt worden ist.
»Heinrich Agel, der am 22. Juli 1910 in Okarben geboren worden ist, erlernte nach der Schulausbildung das Schuhmacher-Handwerk, trat in die örtliche KPD ein und engagierte sich bei dem neu gegründeten Verein Naturfreunde Okarben«, erklärt Polzer.
1933 habe der Schuhmacher zu spüren bekommen, wie die Nationalsozialisten mit Andersdenkenden umgehen. Als Agel im Anschluss an eine Mitgliederversammlung der Naturfreunde im Juli 1933 in Okarben auf der Straße noch mit Freunden über die geplante Überführung von freien Vereinen in Nazi-Organisationen diskutiert habe, »wurden sie vom damaligen Nachtwächter belauscht, der ihn dann denunzierte«, informiert Polzer. »Im Polizeibericht ist festgehalten, dass Heinrich Agel folgendes gesagt haben soll: »Solchen Kack unterschreibe ich nicht … und überhaupt, unter solche Obhut stelle ich mich nicht«, hat die Karbener Stolperstein-Initiative recherchiert.
Dieser Satz sollte für das Naturfreunde-Mitglied im jungen NS-Staat schwerwiegende Folgen haben. Knapp zwei Monate nach der Versammlung, am 16. September 1933 sei Agel verhaftet worden. Es habe eine »Spruchkammer-Verhandlung« wegen kommunistischer Betätigung und missfälliger Äußerungen gegen die Anordnungen der Reichsregierung gegeben. Dort sei argumentiert worden: »… er ist der schwerste Verbrecher, den wir hier haben…«. Die nächsten zwei Monate sollten das Leben von Heinrich Agel komplett verändern. Vom 19. September bis zum 1. November 1933 ist er im KZ Osthofen interniert worden. Dort sei er schwersten Misshandlungen ausgesetzt gewesen, informiert Polzer.
»Zurück in Okarben verhinderte man seine Tätigkeit als selbstständiger Schuhmacher, so dass er ab Februar 1940 bei der Reichsbahn als Güterbodenarbeiter arbeitete.« Später habe Agel die Laufbahnprüfung zum Beamten mit Erfolg abgelegt, sei wegen seiner schlechten gesundheitlichen Verfassung nicht mehr in die Beamtenlaufbahn übernommen worden.
Hartmut Polzer erklärt: »Damit wirkten sich die gravierenden gesundheitlichen Auswirkungen der Internierung im KZ Osthofen im Jahr 1933 für ihn auch noch nach dem Krieg massiv auf sein Berufsleben und damit auch auf seine Familie aus.« (zlp)