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Post will Amt schließen – Unternehmen startet Suche, wer als Partner-Filiale das Angebot mit zwei Schaltern übernimmt

Karben. Die Post will ihr altes Postamt in der Homburger Straße zur Jahresmitte schließen. Stattdessen sollen die Karbener ihre Post-Geschäfte künftig in einer so genannten Partner-Filiale in einem Geschäft oder Supermarkt erledigen können. „Einbußen am Angebot sind definitiv nicht geplant“, sagt der Frankfurter Post-Sprecher Stefan Heß. „Der Standort Karben steht nicht zur Debatte.“

Bloß: Einen Partner hat die Post bisher noch gar nicht. „In den nächsten Tagen“ sollten Gespräche mit „mehreren Interessenten“ beginnen, sagt der Post-Sprecher. Derweil überschlagen sich in Klein- und Groß-Karben die Gerüchte, der Unmut ist groß. „Das ist einfach ein Unding“, findet etwa FNP-Leser Rainer Pastoors. „Das ist schlimm, wir brauchen doch die Post“, sagt Rentnerin Gudrun Kuhl aus Groß-Karben, die gerade ein paar Erledigungen hinter sich gebracht hat.

„Das ist der nächste Schlag für Groß-Karben“, ist Ortsvorsteher Werner Gold (CDU) sauer. Was Post-Sprecher Heß anders sieht: „Das Angebot bleibt eins zu eins erhalten.“ Mit beiden Schaltern und den zwei Postfachschränken. Nur künftig eben an einem anderen Standort. Der müsse auf jeden Fall weiterhin zentral liegen. Und der Einzelhändler, der die Post-Filiale übernimmt, müsse ausreichend Platz haben und bereit sein, Personal bereit zu stellen.

„Wir suchen hier keine kleine Lösung“, sagt Heß. „Das soll langfristig Bestand haben.“ Deshalb würden die Interessenten und ihre Konzepte intensiv geprüft. Und wenn sich am Ende kein passender Privater finde, „dann wird es eben nichts“ – wobei die Post ihre Filiale aus wirtschaftlichen Gründen definitiv abgeben wolle. Damit könnte sie sich die dringend notwendige Renovierung des Postamts sparen, das unbequem und unzeitgemäß über eine Treppe erreichbar ist.

Faktisch bedeutet der Übergang der Filiale auf einen Partner einen Rückzug der Post aus dem Stadtgebiet von Karben mit seinen 23 000 Einwohnern. Alle anderen Standorte hat der Konzern längst an Private abgegeben. Immerhin ist die Post in jedem Stadtteil mindestens noch mit einem Mini-Angebot an Dienstleistungen präsent – anders als etwa die Banken. Trotzdem verstehen viele Kunden nicht, warum sich die Filiale nicht rechnen soll. „Der Zulauf zu diesem Postamt ist riesig groß“, berichtet Rainer Pastoors. „Alle ortsansässigen Firmen erledigen dort Ihren Brief- und Paketversand. Da können Sie sich ja vorstellen, was an gewissen Tagen los ist.“

Wenn das nach dem Schließen der Hauptpost auf die kleineren Standorte verteilt würde – „das aufzufangen geht schon ganz praktisch gar nicht“, sagt Werner Vieth. Er ist nicht nur Chef des Gewerbevereins. Er betreibt in seinem Radiogeschäft in Groß-Karben selbst einen Post-Service. Er fürchtet sich vor einem noch größeren Aufwand: „Sind wir doch mal ehrlich: Besonders ältere Leute brauchen Beratung“, sagt Werner Vieth.

Hinzu komme, dass ohne die Hauptpost der Service schlechter zu werden drohe. Andererseits sieht Vieth auch die Probleme der Post: Denn immer mehr Firmen im Industriegebiet ließen ihre Briefe und Pakete heute lieber abholen, als sie selbst zur Post zu bringen.

Noch ist der Rückzug der Post nicht endgültig. Doch Ortsvorsteher Werner Gold sieht „keine Möglichkeit, was wir dagegen tun können“. Die Karbener Koalition aus CDU, FWG und FDP will es dennoch versuchen: In der nächsten Sitzung will sie im Parlament eine Resolution für den Erhalt der Hauptpost abstimmen lassen. „Eine Poststelle gehört zwingend zum Dienstleistungsangebot einer Stadt mit 22 000 Einwohnern“, sagt CDU-Fraktionschef Mario Beck.

Ob eine Lösung mit einer Partner-Filiale „dem hohen Kundenvolumen gewachsen wäre“, bezweifelt CDU-Chef Guido Rahn. Die Koalitionäre wollen den Magistrat prüfen lassen, ob die Stadt ihre Postdienstleistungen nicht einem anderen Anbieter geben könnte, sollte sich die Post verabschieden. (den)