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Prognose nahe am Ergebnis – Zur Aussagekraft von Umfragen bei Wahlen

Karben. Eine Wahlumfrage von Schülern zur Karbener Bürgermeisterwahl – das hat Gewicht und Aussagekraft, sagt Julia Haarmann von der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. „Was die Schüler machen, ist nichts anderes als das, was von den großen Meinungsforschungsinstituten kommt“, erklärt Julia Haarmann. Die Hochschule hat eine große Erfahrung mit solchen Projekten: Bereits seit 15 Jahren betreuen die Wissenschaftler Schüler bei ihren Umfragen. Basis ist dabei die Software „Grafstat“ der Münsteraner Uni, mit der die Umfrageergebnissse ausgewertet werden.

„Die Schüler sollen zu Sozial- und Wahlforschern werden“, erklärt Haarmann. Die Karbener Schüler befragen 400 von 16 000 Wählern. Im Gegensatz dazu sind es bei repräsentativen Umfragen nur 1000 von beispielsweise 200 000 Wählern. „Das ist sehr viel“, sagt Sandra Lange. Als Kommunikationsberaterin mit langjähriger internationaler Erfahrung berät sie die Schüler. „Mit so vielen Befragungen wird die Umfrage auf jeden Fall zu repräsentativen Ergebnissen kommen.“

Dennoch rät Uni-Mitarbeiterin Haarmann zu realistischer Vorsicht mit dem Ergebnis. „Generell sollte man Wahlprognosen sehr kritisch sehen“, sagt sie. Denn die Unsicherheit steige bei den Prognosen grundsätzlich an, weil den Parteien große Teile ihrer Stammwähler abhanden gekommen seien. „Viele Bürger entscheiden sich erst sehr spät, wen sie wählen oder ob sie überhaupt wählen gehen“, sagt Julia Haarmann. Auch sei nicht auszuschließen, dass Wähler ihre Meinung noch änderten. Allerdings: Wichtig sei, dass viele Menschen die Schüler unterstützten und am Telefon Auskunft geben.

Vom Ergebnis haben nicht nur die Schüler, sondern alle Karbener etwas: Die Prognosen, die mit dem Münsteraner Modell erstellt werden, liegen oft nahe am tatsächlichen Ergebnis. „Wir waren immer recht treffsicher“, erzählt Julia Haarmann. Beispielsweise bei der Kommunalwahl 2004 in Münster. „Damals sagten alle Wahlforscher voraus, dass die CDU die Mehrheit holt“, erinnert sich die Wissenschaftlerin. „Die Schüler aber hatten anderes herausgefunden – und sie lagen richtig.“ (den)