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Räuberische Erpressung unter Jugendlichen

Karben. „Bleibt ’mal stehen.“ Als der Befehl kam, wurde den beiden Schülern (14 und 15) aus Karben mulmig. Zu Fuß waren sie am Bürgerzentrum unterwegs. In der Dunkelheit des Winterabends sahen sie sich vier Jugendlichen gegenüber, alle 15 bis 17 Jahre alt. „Gebt’ euer Geld her“, raunzte einer der vier Räuber (16) die beiden Schüler an. Seine drei Komplizen blieben einfach bedrohlich um die Schüler herum stehen. Der Räuber drohte nicht mit Worten oder Gewalt – trotzdem wirkte die Situation auf die beiden Schüler höchst bedrohlich. „Sie sahen aufgrund der Überzahl und körperlichen Überlegenheit der vier Tatverdächtigen keinen anderen Ausweg, als die mitgeführten 16 Euro auszuhändigen“, berichtet der Sprecher der Kripo Friedberg, Erich Müller. Als „Abrippen“ wird diese Form der Erpressung unter Jugendlichen verharmlost. „Sie erfüllt aber den Tatverdacht einer gemeinschaftlichen räuberischen Erpressung“, erinnert Müller, „ein Verbrechenstatbestand.“ Im Erwachsenenrecht ist dafür eine Mindeststrafe von einem Jahr Gefängnis vorgesehen. Trotzdem habe das „Abrippen“ Eingang in die Jugendkultur gefunden, erklärt Müller. Gerüchte, dass Jugendliche – auch auf dem Schulweg – „abgerippt“ werden, gebe es inzwischen häufig. Doch die Dunkelziffer ist enorm, weiß Erich Müller: „Geschädigte schämen sich oft dafür, als ,Opfer‘ dazustehen.“

Diese Bezeichnung hat sich auf den Schulhöfen längst als gängige Beschimpfung für Schwächere eingebürgert: „‚Du Opfer‘ hört man hier doch ständig“, berichtet ein Karbener Oberstufenschüler.

Einer der beiden Karbener offenbarte sich nun aber seinen Eltern: Sie zeigten den Haupttäter wegen der Erpressung vor dem Bürgerzentrum an. Der 16-Jährige habe gestanden, berichtet Müller. Nun ist die Frankfurter Staatsanwaltschaft am Zug. (den)