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Rahn ist für die Einigkeit – CDU hält das Bürgerbegehren von Initiator SPD für überflüssig, weil Koalition mehr Plätze anbietet

Karben. Das Konzept für den Ausbau der Kleinkind-Betreuung soll von einer möglichst großen Mehrheit getragen werden. Das Ziel gibt Koalitions-Bürgermeisterkandidat Guido Rahn (CDU) aus. Die Entscheidung darüber solle deshalb erst im Oktober in sachlicher Atmosphäre fallen, wenn sich der Rauch des Wahlkampfes verzogen habe.

„Über das Ob gibt es doch gar keine Diskussion“, erklärt CDU-Fraktionsvorsitzender Mario Beck. Er und Rahn hatten das Konzept von CDU, FWG und FDP für den Ausbau der Betreuung von unter drei Jahre alten Kindern am Donnerstagabend der Vorwoche vorgestellt. Da es um eine gesetzliche Pflichtleistung gehe und alle Parteien den Ausbau der Kleinkind-Betreuung wollten, lädt Rahn die Oppositionsparteien SPD und Grüne zur Diskussion über das Konzept ein.

Im April hatte SPD-Bürgermeisterkandidat und Stadtrat Jochen Schmitt in seiner Funktion als Sozialdezernent ein Konzept vorgelegt, das für Kleinkinder aus Okarben, Groß- und Klein-Karben eine zentrale U 3-Kita im Stadtzentrum vorsieht. Dem stellt die Koalition ein ausgefeiltes Konzept entgegen, das Betreuungsplätze wohnortnah in allen Stadtteilen beinhaltet. „Wir wollen keine Kinderlandverschickung“, sagt Beck. Besser sei es, die Kinder am Wohnort zu betreuen – und das auch während der gesamten Kindergartenzeit bis zur Grundschule.

Mit Schmitts Konzept müssten viele Eltern ihre Kleinkinder zunächst jeden Tag aufwendig in die Zentralkita bringen. Nach nur kurzer Zeit würden die Kinder dann dort wieder herausgerissen, um zurück in den Kindergarten ihres Heimatstadtteils zu wechseln.

Unnötig, sagt Rahn, in den Stadtteilkindergärten gebe es genug Kapazitäten: weil die Geburtenzahlen zurückgingen und die Schulen ihre Ganztagsbetreuung ausbauten. Damit würden künftig in Groß- und Klein-Karben viel weniger Hortplätze benötigt – was in Schmitts Konzept überhaupt nicht berücksichtigt sei, kritisiert Rahn.

„Wir legen ein Gesamtkonzept für die Kinder von null bis zehn Jahren vor“, erklärt der CDU-Bürgermeisterkandidat. Damit könnten mindestens 130 Plätze geschaffen werden – so viel Bedarf sieht man im Rathaus für das Jahr 2013. Jochen Schmitt hingegen habe nur 100 Plätze konkret benannt.

Die Auflistung der Koalition umfasst sogar an die 200 mögliche Betreuungsplätze für Kleinkinder. „Die werden nicht alle realisiert, aber wir können damit flexibel auf den Bedarf reagieren“, behauptet Rahn.

Außerdem will die Koalition nicht noch drei Jahre warten, bis eine Zentralkita gebaut wäre: Die U 3-Plätze soll es schon im nächsten Frühjahr geben. Mit nur geringem Umbauaufwand könnten 15 Plätze im Montessori-Kinderhaus entstehen, schlägt Rahn vor. Das Montessori-Haus zieht nämlich im Oktober nach Klein-Karben um. Das Burg-Gräfenrodener Mütter und Familienzentrum prüfe bereits, ob es die Trägerschaft in Okarben übernehmen könne. „Eine elegante Lösung“, findet Rahn.

Keine genauen Angaben macht die bürgerliche Koalition über die Kosten für ihr Konzept – genau wie Schmitt zu seinem. Dort wird mit zwei bis zweieinhalb Millionen gerechnet. Für seine Ideen rechnet Rahn mit „deutlich weniger“. Denn Schmitts Neubau sei erheblich teurer als das Umwandeln vorhandener Kindergartenplätze.

Die Entscheidung erst im Oktober, ein Gesprächsangebot an die Opposition – haben Rahn und Co. etwa Angst vor dem von den Sozialdemokraten initiierten Bürgerbegehren betreffs der Kleinkindbetreuung? „Nein“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Mario Beck deutlich. Die Koalition übererfülle die Forderungen. „Warum sollten die Leute für 100 Betreuungsplätze unterschreiben, wenn wir ihnen 200 bieten können?“