Veröffentlicht am

Raser im Visier – Nachbarstädte teilen sich Fahrzeug zur Geschwindigkeitsmessung

Gut ein Jahr arbeiten die Ordnungsbehörden Bad Vilbel und Karben in einem örtlichen Bezirk eng zusammen. Die beiden Behördenleiter Timo Jehner aus Bad Vilbel und Uwe Axtmann aus Karben ziehen eine positive Bilanz.

Karben/Bad Vilbel. „Die Zusammenarbeit läuft hervorragend. Sie könnte nicht besser sein“, sagt Jehner und sein Kollege aus Karben ergänzt: „Natürlich haben wir uns auch schon früher gekannt“. Doch als in beiden Nachbarstädten die Neubeschaffung eines Geschwindigkeitsmesswagens anstand, gewann der Gedanke, dies gemeinsam zu tun, schnell an Charme. Jede Kommune ist gezwungen zu sparen, dabei aber den Leistungsumfang zu erhalten und möglichst noch zu steigern. Unter dem Stichwort „interkommunale Zusammenarbeit“ gingen die zwei Städte bei der Überwachung des fließenden Verkehrs einen neuen Weg.

Kontakt seit 2010

Erste Kontaktaufnahmen gab es bereits seit Dezember 2010. Bereits im März 2011 fasste sowohl der Bad Vilbeler als auch der Karbener Magistrat den Beschluss, einen gemeinsamen örtlichen Ordnungsbehördenbezirk zu gründen, im Mai wurde die Vereinbarung unterzeichnet und im Juni durch das Regierungspräsidium Darmstadt genehmigt. Der gemeinsame Wagen samt Messanlage wurde beschafft, die Kosten in Höhe von 167 000 Euro teilten sich die Städte. Nachdem alle sieben Mitarbeiter der Bad Vilbeler und alle fünf der Karbener Ordnungsbehörde die notwendigen Schulungen an der Hessischen Polizeischule absolviert hatten, nahmen sie im September den Probebetrieb, ab 1. Oktober 2011 den regulären gemeinsamen Betrieb auf. Seitdem ist der Messwagen durchschnittlich 20-mal im Monat abwechselnd im Einsatz. „Das ist das Doppelte dessen, was wir zuvor zu leisten vermochten“, sagt Axtmann. Denn bei jeder Geschwindigkeitskontrolle stellt jede der beiden Städte einen Mitarbeiter. Das Fahrzeug zur Verkehrsüberwachung steht damit deutlich weniger als früher in der Garage, sondern wird permanent genutzt. Der zeitliche Aufwand in beiden Städten sei in etwa gleich, so die Behördenleiter, auch wenn die Zahlen der Einsätze, der gemessenen Fahrzeuge insgesamt und der Tempoüberschreitungen deutlich voneinander abweichen.

Beschwerden prüfen

So wurden in Bad Vilbel zwischen Oktober 2011 und Mai 2012 bei 82 Messungen 54 800 Fahrzeuge erfasst, von denen 4100 zu schnell unterwegs waren. In Karben waren es bei 60 Messungen 63 500 Fahrzeuge mit 3100 Tempoüberschreitungen. „Eine wesentliche Ursache für diese Unterschiede liegt darin, dass wir neben der Konzentration auf Unfallschwerpunkte, Schulen und Kindergärten immer versuchen, den Beschwerden der Bürger zu folgen, die den Eindruck haben, in ihrer Straße werde gerast“, erklärt Jehner.

Bisher umfasst die Kooperation ausschließlich die Geschwindigkeitsüberwachung. Doch die Bürgermeister Thomas Stöhr aus Bad Vilbel und Guido Rahn aus Karben (beide CDU) sowie die Hauptamtsleiter Walter Lassek und Hans-Jürgen Schenk haben ein ständiges Augenmerk darauf, in welchen Bereichen sich darüberhinaus eine Zusammenarbeit anbietet. Die Ordnungspolizeibeamten, die sich bestens verstehen, hätten nichts dagegen. Allerdings muss jede weitere Kooperationsform der Städte vom Regierungspräsidium genehmigt werden, ehe sie praktiziert werden darf.