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Schnellstart für Anlage-Baubeginn an Karbener Großprojekt mit vorläufiger Genehmigung

Karben. Das „grüne Licht“ kommt um kurz nach 14.30 Uhr. Ulrich Löttert-Götz vom Projektentwickler Abicon telefoniert. Daraufhin rollt die Raupe über die Kreisstraße auf den frisch abgeernteten Getreideacker und beginnt, den Mutterboden zum Wall aufzuschieben. So unspektakulär das Ganze wirkt: Hier, auf den Feldern östlich von Groß-Karben, beginnt ein Millionenprojekt Realität zu werden.

Vier Tage ist es her, dass Karbens Stadtverordnete einstimmig für die Anlage votierten (die FNP berichtete). Zu 30 Prozent ist die Stadt selbst an der Anlage (und ihrem Ertrag) beteiligt, zu weiteren 30 Prozent die Stadtwerke Kassel, dazu diverse Landwirte.

Um schnell loszulegen, half Ulrich Löttert-Götz nach: Beim Darmstädter Regierungspräsidium erwirkte er einen vorläufigen Baubeginn. Denn die endgültige Genehmigung ist, obwohl schon vor längerer Zeit eingereicht, erst für den September avisiert. Was auch schon schnell ist.

Möglich sei dieser Vorbescheid nur, weil das RP ein Zustimmen auch im Hauptbescheid erwartet und weil für das Projekt „ein berechtigtes öffentliches Interesse“ bestehe, erklärt Löttert-Götz. Als dritte Anlage ihrer Art in der Wetterau vervollständige sie das Bioenergie-Konzept des Kreises perfekt. Diese sieht nämlich drei Anlagen als sinnvoll an. In Altenstadt läuft eine Anlage seit 2010, in Wölfersheim ist eine ebenfalls in Bau.

Die Vorabgenehmigung bezieht sich nur auf Teile der Arbeiten: So darf der Mutterboden abgezogen, das Gelände für die Anlage modelliert und die Infrastruktur samt der Zufahrt zur Kreisstraße hergestellt werden. Außerdem wird darauf die Fahrsilo-Anlage gebaut.

Sie ist wichtig: Denn schon in vier bis fünf Wochen sollen die Landwirte aus der Umgebung ihren Mais anliefern, der ab dem Winter für die Methanproduktion gebraucht wird.

Mit dem endgültigen Okay im September soll es dann wohl den offiziellen Ersten Spatenstich geben und der Bau der übrigen Anlagenteile beginnen. Diese sollen, wenn alles fertig ist, in der Landschaft kaum auffallen hinter mit Büschen und Bäumen begrünten Wällen. Außerdem wird die Anlage an ihrem oberen Ende rund drei Meter tiefer liegen als die Felder. Die Eile ist nötig, damit die Anlage bis Jahresende in Betrieb gehen kann. Nur dann sichern sich die Investoren eine hohe Einspeisevergütung für ihren Ökostrom. Ein Risiko gehe die Betreibergesellschaft nicht ein, wenn sie mit vorläufiger Genehmigung starte, ist Löttert-Götz überzeugt. „Weil ja alle dafür sind.“ Die Investoren hätten extra frühzeitig mit allen Beteiligten gesprochen und deren Bedenken in der Planung berücksichtigt.

So waren zuletzt auf Wunsch der Nachbarkommunen Schöneck und Nidderau noch die Planungen für den Anlieferverkehr überarbeitet worden. Damit fahren nun weniger Lastwagen als zuvor geplant durch Büdesheim und Heldenbergen, stattdessen etwas mehr durch Rendel und Klein-Karben. Deren Zahlen sind aber insgesamt gering: In Heldenbergen ist laut des Plans mit rechnerisch nur einem Laster binnen zwei Stunden zu rechnen – auf dem Höhepunkt der Maisernte.

Weil viele Landwirte die Anlage direkt von umliegenden Feldern her beliefern, dürften diverse Fahrten zu den in den Orten gelegenen Höfen wegfallen. So wie bei Philipp von Leonhardi. Er steht neben Ulrich Löttert-Götz am Rand der Baustelle. „Ein schönes Bild“, kommentiert der Groß-Karbener Landwirt und CDU-Stadtrat. Sein Mais steht direkt neben der Anlage. Wenn von Leonhardi erntet, wird er den Mais nicht mehr auf den Schlosshof transportieren, sondern gleich in die Biogasanlage. (den)