Veröffentlicht am

Schuljahr des Umbaus – Lernziele sollen Lehrpläne ersetzen – weiter Sanierung und hohe Schülerzahlen

Karben. Ganz frisch wirkte das alte Lehrerzimmer der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) lange nicht mehr. Nun wird umgebaut: Bis zur Betondecke ist der große Raum im Südflügel des „Neubaus“ der Schule leer. Die 130 Lehrer sitzen auf halber Fläche in zwei zusammengelegten Räumen hinter der Aula im Interimslehrerzimmer.

Seit Jahren wird die KSS saniert. Derzeit sind Lehrerzimmer, Bibliothek und darüber liegende Klassenzimmer dran. Zwei bis drei Jahre lang dürfte der Umbau noch dauern. Bis auf den Rohbau wird der Schulbau entkernt, neu aufgebaut, gut gedämmt für besseres Klima in den Räumen.

Doch nicht nur im Gebäude wird umgebaut. Auch ihre Mittagspause muss die Schule „umbauen“. Der Andrang in der vor mehr als einem Jahr eröffneten Mensa ist so groß, dass nicht alle hungrigen Schüler und Lehrer versorgt werden können. „Von der Kapazität mit 180 Plätzen her ist die Mensa groß genug“, erklärt Rektor Wild. „Kommen aber 130 Leute gleichzeitig, haben die letzten noch kein Essen, wenn die Pause rum ist.“ Das löst die Schule nun mit versetzter Mittagspause: Einige Mittelstufenklassen werden schon 45 Minuten früher, um 12.45 Uhr, in den Mittag geschickt.

Der größte Umbau an der Schule vollzieht sich aber pädagogisch: In absehbarer Zeit sollen die Schüler nicht mehr streng nach Lehrplan unterrichtet werden, sondern Lernziele erreichen. „Das klingt zwar nach einem Kulturwandel“, sagt Rektor Wild, „wird aber an der Schule schon stark so gemacht.“

Der Lehrer werde dabei zu einem „Lernberater“. Dahinter steckt ein großes Problem: Immer wieder bemerkten Lehrer, dass sich Schüler am Ende ihrer Schullaufbahn nicht weit genug entwickelt hätten. Rückmeldungen von Hochschulen und Ausbildungsbetrieben bestätigten das – ein Phänomen, das ja beileibe nicht Karben allein trifft. „Die Schüler müssen lernen, sich selbst zu kümmern“, sagt Wild. Sie sollen selbstständiger lernen, individuell auf ein Ziel hin innerhalb großer, umfassender Unterrichtseinheiten. „Das ist ein kultureller Wandel, den auch Lehrer lernen müssen“, weiß der Schulleiter. Sie müssen näher und flexibler an den Bedürfnissen ihrer Schüler arbeiten.

Nachdem die neue Art des Lehrens im Fach Politik und Wirtschaft seit zwei Jahren testweise läuft, soll sie in diesem Schuljahr in einigen Jahrgängen auch in Deutsch, den Naturwissenschaften, der ersten Fremdsprache, Ethik und Religion eingeführt werden. Viel zu tun für die Schulgemeinde: Sie muss jeweils zunächst die Lernziele definieren, dann alles umsetzen. (den)