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„Sex & Crime“ – Quast knüpft sich Balladen vor – Schauerliche Gruselschocker & Schmalzschmonzetten

Bad Vilbel. Mit „Sex & Crime“, Balladen und Melodramen, gastiert der Schauspieler und Kabarettist Michael Quast am Mittwoch, dem 28. November, um 20 Uhr in der Alten Mühle, Lohstraße 13. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 12. Quast wird am Flügel von Theodore Ganger begleitet.

Die Ballade sei die Soap-Opera des 19. Jahrhunderts und gehöre zur populären Vorabend-Unterhaltung aus den Salons, die von entjungferten Pfarrerstöchtern, ermordeten Pagen, lüsternen Spielmännern und bebenden Busen erzählt.

„Sex & Crime“ präsentiert die schauerlichsten Gruselschocker und Schmalzschmonzetten aus der Feder deutscher Dichter: Heines „Nixen“, Fontanes „Brücke am Tay“, Goethes „Totentanz“, Mörikes „Feuerreiter“ – gelesen und erlitten von Michael Quast.

Beim Stichwort Balladen dächten die meisten an mühsam auswendig gelernte Reime, an schwer nachvollziehbare Interpretationen bemühter Deutschlehrer oder einfach an entsetzliche Langeweile. Mit solchen Vorurteilen räumt Michael Quast jetzt auf. Das Publikum werde überrascht und amüsiert feststellen: Balladen sind gar nicht langweilig. Im Gegenteil: Sie erzählen spektakuläre Geschichten, die auch 200 Jahre nach ihrer Entstehung noch aufregend sind. Geschichten, wie wir sie heute im Kino sehen. Sie handeln von unglücklicher Liebe und verbotener Leidenschaft, von spukhaftem Grauen, brutalen Morden und heimlichen Verbrechen. Sex & Crime eben.

Wie lebendig Balladen und Melodramen sein können, macht Quast in seiner unnachahmlichen Vortragsweise erlebbar. Da knistern die Flammen des Feuerreiters, klappern die Gebeine der tanzenden Toten, spritzt das Blut des erschlagenen Pagen und seufzen die (ehemaligen) Jungfrauen. Quast wimmert, flüstert, lacht, weint, seufzt, stöhnt, keckert und schreit in den unterschiedlichsten Stimmlagen, pustet den Staub von den Balladen.

Vor allem am Ende des 19. Jahrhunderts erfreuten sich Melodramen großer Beliebtheit. Dass diese kunstvolle Verbindung von Text und „Soundtrack“ heute noch ungeheuer expressiv und bildhaft wirkt – Quast beweist es mit Schützenhilfe des Pianisten Ganger. (sam)