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Sich bemerkbar machen-Wort zum Sonntag

Vor mehreren Jahren nahm ich einmal an einem Lehrgang „Überleben auf See“ teil. Die Bundesmarine, in der ich Wehrdienst leistete, verfügte für einen Notfall über Rettungswesten der neuesten Generation. Neben den per einfachem Handgriff aufblasbaren Schwimmkammern gab es noch eine Leuchte, die man sich auf den Kopf setzen konnte und die über eine Seewasserbatterie angetrieben wurde, einen Beutel mit orangefarbenem Wasserfärbemittel, die Edel-Versionen hatten sogar einen kleinen Notfunksender mit dabei. Und uns wurde ständig gesagt, wie wichtig in einem Notfall die Fähigkeit ist, sich bemerkbar zu machen.

Das gilt nicht nur im Seenotfall, sondern in jeder schwierigen Lebenssituation: Um Hilfe zu bekommen, muss man sich bemerkbar machen. Der kommende Sonntag trägt im evangelischen Kirchenjahr den Namen „Exaudi“. Das ist lateinisch für die Aufforderung: „Höre!“. Dabei wird auf einen Vers aus dem 27. Psalm Bezug genommen: „Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; sei mir gnädig und erhöre mich!“ Die zeitliche Einordnung direkt vor Pfingsten ist dabei nicht zufällig: Das Motiv erinnert an die Jünger, die, nachdem Jesus nicht mehr körperlich unter ihnen gegenwärtig war, darauf warteten, was sich jetzt tun würde und wie Gott weiter handeln würde. Eine Umbruchssituation, würde man heute sagen.

Ich denke an die Umbruchsituationen in meinem Leben. Die Lebensphasen oder bestimmte Ereignisse, die mich über mein Leben nachdenken lassen, in denen ich mich Herausforderungen stellen muss. Da tut es gut, wenn einem jemand zur Seite steht, Worte des Trostes und der Ermutigung spricht. Ein Fixpunkt im Leben, der jederzeit zuverlässig und ansprechbar ist. Für mich ist Gott, der Schöpfer des Universums, ein solcher Fixpunkt. An ihn kann ich mich jederzeit wenden in dem Wissen, dass Gebet kein Selbstgespräch ist, sondern „am anderen Ende der Leitung“ einen Hörer hat. Bei ihm bekomme ich vielleicht nicht sofort die Antworten auf alle Lebensfragen, aber ich finde einen Platz, an dem ich angenommen bin, an dem ich Trost und Verstehen finde. Und an dem ich Kraft für mein Leben tanken kann. Dieser Gott, der hört und auf Gebete antwortet, hat offene Ohren für Anliegen jeder Art. Auch für Ihre. Und wenn Sie nicht wissen, wie sie beten sollen, dann tun Sie’s einfach – als ob Sie mit einem Freund sprechen würden. Probieren Sie’s doch aus – Der Sonntag „Exaudi“ ist ein passender Anlass!

Rolf Schwärzel, Pastor der

Freien ev. Gemeinde Bad Vilbel