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Sie lacht noch gerne – Seit 100 Tagen ist Conny Rück (SPD) Bürgermeisterin von Schöneck

An ihrem Schreibtisch hängt noch der „Herzlich willkommen“-Schriftzug. Genau so fühle sie sich auch, beteuert Conny Rück: willkommen und nach 100 Tagen gut angekommen im Rathaus. Zeit für eine erste Bilanz und einen Ausblick auf die Pläne von Schönecks neuer Bürgermeisterin.

Schöneck. Den ein oder anderen 15-Stunden-Tag hat sie hinter sich gebracht. „Das gehört eben dazu, und ich bin eigentlich immer nach Hause gekommen und war zufrieden“, sagt Conny Rück und lächelt. Das macht sie immer noch gerne und viel, auch nach den ersten dreieinhalb Monaten auf dem Chefsessel im Rathaus.

Die Sommerpause direkt nach ihrem Amtsantritt und die relativ ruhige erste Parlamentssitzung danach kamen der Bürgermeisterin zugute: Bei großen politischen Themen musste sie sich bisher nicht profilieren. Nur das Büdesheimer Laternenfest, das hat Conny Rück reichlich in die Bredouille gebracht und Nerven gekostet. „Das war und ist eine große Herausforderung, da Ruhe hereinzubringen“, sagt sie.

Den Protest der Anwohner gegen Fest-Lärm hatte die Rathauschefin zwar zunächst mit einem klärenden Gespräch und verkürzten Öffnungszeiten in den Griff bekommen. Doch dann schlug die ausrichtende Arbeitsgemeinschaft quer, protestierte öffentlichkeitswirksam und sorgte für eine Flut an Beschwerden bei Rück.

Laternenfest-Protest

Bürgerprotest gebe es immer noch, sagt die Rathauschefin. Sie setzt nun auf ein gemeinsames Treffen mit der Arbeitsgemeinschaft und den Anwohnern, hofft den ausgehandelten Kompromiss mit der vorgezogenen Sperrzeit beibehalten zu können: „Das wäre mir die liebste Lösung.“

Doch natürlich hat es in 100 Tagen Bürgermeister-Zeit noch mehr gegeben als Querelen um ein Traditionsfest. Die ersten Treffen der neuen interfraktionellen Runde zum Beispiel, die Conny Rück fortan immer dann zusammenrufen will, wenn es Klärungsbedarf bei Anträgen fürs Gemeindeparlament gibt – die Einlösung eines ihrer Wahlversprechen. „Es ist wichtig, dass die Ehrenamtlichen, die ja schließlich auch die Entscheidungen treffen, gut informiert sind“, erklärt die 56-Jährige.

Sie habe zudem eine ehrenamtliche Rentenberatung eingeführt, verweist Rück auf das Erreichte. Zwei Nachmittage im Monat gibt der ehemalige Rentenberater Heinz Gröning im Dorfgemeinschaftshaus Oberdorfelden künftig Auskunft. „Sehr gefreut“ habe sie zudem, dass ein weiteres Grundstück im Baugebiet „Auf dem Wald“ veräußert wurde und sie einen Beitrag zur Schulwegsicherung vor der Büdesheimer Sterntalerschule geleistet habe: An der Engstelle in der Brückengasse wurden Piktogramme und ein Warnschild angebracht. „Demnächst werden wir hier zudem einen mobilen Blitzer aufstellen“, verrät die Rathauschefin. Neue Schilder werden derzeit zudem in der Ortsdurchfahrt Kilianstädten montiert – nachdem die neue Verkehrsführung durch den Ort beschlossene Sache ist, ersetzen feste Verkehrsschilder die bislang provisorischen Hinweistafeln.

Ein großes Thema im Bürgermeister-Wahlkampf war die Kinderbetreuung. Was die Kleinsten, die unter Dreijährigen betrifft, ist die Bürgermeisterin derzeit in der Zwickmühle: Das Parlament hat einen rund 1,6 Millionen Euro teuren Krippen-Neubau an der Kilianstädter Waldstraße beschlossen – der allerdings vorläufig auf Eis liegt, weil es keine Fördermittel von Land und Bund mehr gibt. Rück favorisiert den Umbau einer Bestandsimmobilie oder die Anmietung von Räumen für die Kinderbetreuung. Aber: Sie kann den Willen des Parlamentes nicht ignorieren, will nun abwarten, ob nicht doch noch Fördermittel fließen. Doch selbst wenn: „Es bliebe immer noch viel Geld an der Gemeinde hängen“, gibt die Bürgermeisterin zu bedenken.

Stüve hält sich raus

Mit der Friedrich-Ebert-Grundschule, den Kindertagesstätten und den Betreuungsvereinen sei sie ebenfalls im Gespräch, sagt die Rathauschefin. Es geht um die Hortbetreuung, die zwar im nächsten Jahr laut Prognosen der Verwaltung noch gesichert, aber im Jahr darauf ein Problem darstellen dürfte. Ein konkretes Ergebnis gibt es noch nicht: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Zudem hat die Bürgermeisterin vor kurzem den zweiten Mehrzweck-Raum in der Erich-Simdorn-Halle für die Hausaufgabenbetreuung freigegeben. In den nächsten Wochen soll zudem ein neues Konzept für die Jugendarbeit der Gemeinde vorliegen.

Auch für die Alten will sich Conny Rück einsetzen, sich um seniorengerechtes Wohnen kümmern. „Ein Mehrgenerationenhaus wäre natürlich die Super-Vision“, sagt sie. Ein gemeindeeigenes Grundstück an der Feuerwehr Kilianstädten könnte dafür Platz bieten.

Bei ihrer Vereidigung im Bürgertreff Kilianstädten hat Conny Rück mit Blick auf ihren Vorgänger und Parteifreund Ludger Stüve betont, sie werde gewiss niemanden kopieren und in niemandes Fußstapfen treten. Bisher hatte sie dazu auch nicht die Gelegenheit. Auf die Frage, ob und wie viel der Ex-Bürgermeister im Rathaus präsent sei, sagt sie: „Er war noch nicht einmal in meinem Büro, seit ich hier bin.“ (zlp)