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Sie lernen auch, – Hilfspolizisten werden in Theorie und Praxis geschult

Karben/Bad Vilbel. „Stehen bleiben!“ So schreit Frank Görtzel die Frau an, die auf ihn zugeht. Tatsächlich bleibt die Aspirantin – welche die Angreiferin mimt – nicht nur stehen, sondern macht gar Anstalten, zurückzuweichen. Kein Wunder: Bei Görtzel stimmt, was er und sein Kollege, Polizei-Praxisausbilder Frank Dalwigk, versuchen den Schülern beizubringen: „Laut, entschieden und mit Körpersprache.“

Schon beim Theorieunterricht, bevor es in den nüchternen Kellerraum zum Pfefferspray-Training ging, in dem die „richtigen“ Polizisten ansonsten ihr Schießtraining absolvieren, hat Dalwigk versucht, den angehenden freiwilligen Polizisten einzuimpfen: „Versucht bei einem Angreifer Distanz zu halten. Das ist eure Sicherheit. Das Spray auf keinen Fall leichtfertig einsetzen.“

Zwischen 19 und 61 Jahren sind die zwölf Anwärter, die sich an diesem Tag zum letzten Teil der 50-stündigen Ausbildung in der Polizeistation Friedberg eingefunden haben. Darunter eine Studentin, Pensionäre, Banker, Angestellte, ein Großhandelskaufmann, mehrere, die derzeit auf der Suche nach Arbeit sind. Hauptkommissar Christof Stark koordiniert im Wetteraukreis den freiwilligen Polizeidienst. „Der eine oder andere“, so Stark, „hat vielleicht auch mit dem Gedanken gespielt, Polizist zu werden.“

„Freundlich, aber bestimmt sein, das sind 99 Prozent des Jobs“, schärft Dalwigk im Seminarraum seinen Schützlingen ein. „In der Hauptsache ist es wichtig, dass die Menschen über hohe Kommunikationsfähigkeit verfügen.“

2003 haben das Innenministerium und die Polizei die ersten Verträge mit Kommunen in der Wetterau über den freiwilligen Polizeidienst abgeschlossen, 2004 folgten die ersten Einsätze. In Kürze gibt es 41 freiwillige Polizisten in Bad Vilbel, Bad Nauheim, Karben und Rosbach. Die bisherigen Erfahrungen? „Durchweg gut“, erwidert Stark. „Keine Zwischenfälle, keine Gefahrensituationen.“

Allerdings sieht Stark den Einsatz nur als „ergänzenden Baustein“ zur regulären Polizeiarbeit. In der Regel geht es darum, Präsenz zu zeigen. Etwa dort, wo Vandalismus und nächtliche Ruhestörungen bekannt sind. Ausgerüstet sind die Hilfspolizisten mit blauen Uniformen und Dienstausweis. Pfefferspray und Mobiltelefon müssen sie sich vor jedem Einsatz in der Station abholen. Auf Streife gehen sie grundsätzlich nur zu zweit. Als Erstattung erhalten sie sieben Euro pro Stunde bei maximal 20 Stunden pro Monat, Kosten, welche die Städte tragen. (anm)