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Sie vernetzen die Freiwilligen – Ehrenamtslotsen organisieren Einsatz für Helfer

Karben. Gabriele Ratazzi-Stoll ist 49 Jahre alt, wohnt seit elf Jahren in Karben und ist Vorsitzende des Mütterzentrums. Sie hat über ihre Familie Kontakt zu vielen Karbener Vereinen und Gemeinschaften und sieht es als große Bereicherung an, „ihr Wohnfeld über diese Wege und Möglichkeiten stets neu und immer weiter erschließen zu dürfen“.

Nun hat sie noch ein weiteres Identifikations-Merkmal: Sie ist „Ehrenamtslotsin der Stadt Karben“, ebenso wie Ellen Benölken und Ines Poggenpohl. An vier Wochenenden haben sich die drei Frauen in Kursen der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (LAGFA) für dieses Ehrenamt ausbilden lassen, seit Januar halten sie das entsprechende Abschluss-Zertifikat in ihren Händen und schmieden gemeinsam mit Gabriele Davis von der Stadtverwaltung Pläne, wie sie ihre Qualifikation zum Wohle ihrer Mitbürger in die Tat umsetzen können.

„Im April 2008 beschloss der Magistrat, am hessischen Modellprogramm zur lokalen Engagement-Förderung teilzunehmen“, berichtet Stadtrat Jochen Schmitt (SPD). Vier Jahre alt war das Projekt damals. Seit Beginn wurden hessenweit jährlich etwa 60 Kursteilnehmerinnen auf Antrag ihrer Kommunen fit gemacht, um vor Ort Menschen miteinander in Kontakt zu bringen.

Ob diese sich nur sporadisch oder auch auf längere Sicht ehrenamtlich engagieren wollen, ob sie bei einer Veranstaltung, auf Vereins- oder Gruppenebene noch helfende Hände gebrauchen können oder eigene Kräfte ausleihen wollen, alles ist denkbar. „Wenn man sich untereinander hilft, braucht nicht jeder für sich allein das Rad neu zu erfinden“, sagt Ratazzi-Stoll. Ellen Benölken sieht einen weiteren Sinn darin, Ehrenamtslotsen auf kommunaler Ebene einzusetzen: „Es gibt viele Menschen, die ihre Freizeit für ein Ehrenamt zur Verfügung stellen möchten, aber vor einer festen Bindung an einen bestimmten Verein zurückschrecken“. Über die so genannte Freiwilligen-Agentur hofft sie, noch vor Beginn der Sommerferien ein Netzwerk fertigzustellen.

Ob als Grillmeister für einen Nachmittag auf dem Fußballplatz oder als Berater für einen neu gewählten Kassenwart im Gesangverein, Karbens Ehrenamtslotsinnen sehen viele Möglichkeiten, wo Ehrenamtliche ihre Zeit sinnvoll verwenden können. „Es gibt aber kein einheitliches Muster, nach dem wir uns richten können“. Eins aber betonen die Ehrenamtslotsinnen vor allem anderen: „Alle, die sich hier engagieren, genießen während ihrer Tätigkeit vollen Versicherungsschutz“, entweder über die jeweilige Organisation oder – falls nötig – über das Land Hessen. Schließlich solle niemand für seine freiwillige Leistung draufzahlen müssen.

Demnächst wird im Foyer des Bürgerzentrums eine Tafel aufgestellt, auf der der Austausch zwischen Anfragen und Angeboten stattfinden soll. (edy)