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Sie will’s nochmal wissen

Kroatische Tischtennis-Legende Branka Batinic trainiert in Okarben für die Weltmeisterschaft

Weltmeisterin, Europameisterin und 42 kroatische Titel: Branka Batinic ist eine lebende Legende. Sie trainiert nun für den TV Okarben. Fotos: Rinkart
Weltmeisterin, Europameisterin und 42 kroatische Titel: Branka Batinic ist eine lebende Legende. Sie trainiert nun für den TV Okarben. Fotos: Rinkart

Sie war Weltmeisterin, Europameisterin und ist mit 42 kroatischen Titeln eine lebende Legende in ihrem Heimatland. Seit einigen Jahren trainiert die kroatische Tischtennislegende Branka Batinic nun für den TV Okarben. Auch persönlich blickt sie ehrgeizig auf die bevorstehende Weltmeisterschaft der über 50-jährigen.

Karben. „Tischtennis ist Kopfsache.“ Darüber ist sich Branka Batinic sicher. Trotz hoher technischer und taktischer Anforderungen, die das anspruchsvolle Spiel mit sich bringt, sei es am Wichtigsten, dass der Mensch, der an der Platte steht mit sich und seinem Umfeld in einem harmonischen Einklang ist. Erst dann sei es möglich sein bestes Tischtennis abzurufen.

Und Batinic (58) muss es wissen: Schon als Siebenjährige wurde ihre außerordentliche Sportlichkeit auf einem Sportplatz in ihrer kroatischen Geburtsstadt Vinkovci erkannt und ihre Begeisterung für den Tischtennissport geweckt. Nur ein Jahr später gewann sie ihre erste regionale Meisterschaft. Angestoßen durch diesen Motivationsschub startete eine unvergleichbare Kariere. Schon als Mädchen durfte sie bei den Frauen mitspielen und wurde mit nur neun Jahren kroatische Meisterin im Damenbereich.

Mit elf Jahren folgten die ersten Spiele für die Nationalmannschaft. Bereits mit 13 wechselte sie schließlich in die erste Bundesligamannschaft Zagrebs und wurde im Alter von 15 Jahren Team-Europameisterin im U 18-Bereich. Schon zu dieser Zeit bewies Batinic, wie viel sie bereit ist, für den Sport, der ihr Leben bedeutet, zu investieren.

Hilfe geleistet im Krieg

So pendelte sie jedes Wochenende 280 Kilometer zwischen Vinkovci und Zagreb hin und her, um an den Spieltagen teilnehmen zu können. Denn trotz früher Erfolge und herausragendem Talent, verlor sie nie die Vernunft aus den Augen, machte ihr Abitur und studierte Wirtschaftswissenschaften. „Ein eigener Beruf ist sehr wichtig“, betont sie heute stolz.

1986 brachte sie ihre internationale Sportlerkarriere schließlich nach Deutschland. Als eine der vier besten Spielerinnen Europas spielte sie ein Jahr für die FTG Frankfurt ehe sie weitere Stationen in Italien und Slowenien einlegte. Nach einer langen und erfolgreichen Laufbahn beendete sie 1987 im Alter von 29 Jahren vorerst ihre Karriere, um sich dem Trainerdasein zu widmen.

Es folgten turbulente Jahre, in denen sie für drei Jahre aktiv humanitäre Hilfe im Kroatienkrieg leistete. Begeistert von der frisch errungenen Souveränität Kroatiens entschied sie sich schließlich für ein Comeback – und trat bei den Europameisterschaften 1992 in Stuttgart zum ersten Mal unter kroatischer Flagge an. In den folgenden zwei Jahren leistete sie Grundlagenarbeit zum Aufbau des Tischtennisbetriebs im neuen Kroatien.

Neben der kroatischen Heimat hatte sie inzwischen im Niddataler Stadtteil Assenheim ein zweites Domizil gefunden. 1994 beendete sie schließlich endgültig ihre aktive Profikarriere. Doch sie hat mit ihrer Leidenschaft, den Tischtennissport andernorts voran zu bringen, längst eine neue Aufgabe gefunden. Und die prägt ihr Leben weiter.

„Aufbauen und helfen“ ist seitdem Branka Batinics Lebensmotto. Bis heute ist sie rund um den Globus als Botschafterin des Tischtennissportes unterwegs und leistet für den internationalen Tischtennisverband Entwicklungshilfe. Auch in Deutschland hat sie an vielen Orten Spuren hinterlassen.

Auf hohem Niveau

So baute sie nicht nur Tischtennisschulen in Assenheim und Gießen auf, sondern war als Cheftrainerin in Dülmen und Düsseldorf aktiv sowie von 2007 bis 2013 Cheftrainerin für Kinder in Europa. Ihr Schaffen beschränkte sich dabei nicht auf talentierte Sportler, so trainierte sie auch in Gefängnissen oder engagierte sich für geistig und körperlich behinderte Sportler.

Seit drei Jahren ist sie nun als Trainerin im TV Okarben aktiv. „Karben ist ein kleiner Verein mit sehr großem Herzen“, betont sie und dankt vor allem Dieter und Markus Heydt für deren Arbeit zum Aufbau einer Tischtennisabteilung: „Sie haben es vorangetrieben, ich habe nur geholfen.“

Nun trainiert sie mehrmals pro Woche verschiedene Teams und ist begeistert vom Niveau, das hier in der Region erreicht wird: „Für ein Dorf wie Okarben ist das der Wahnsinn.“ Dabei profitieren die Karbener Spieler vor allem von ihren Ehrgeiz: „Wenn ich spiele, will ich gewinnen.“ So liegt ihr persönlicher Fokus derzeit auf der Weltmeisterschaft im Mai im spanischen Alicante.

Akribisches Training

Nachdem sie in der Klasse der Über-40-Jährigen bereits Weltmeisterin werden konnte, will sie den Titel nun auch in der Klasse 50-plus erringen. Da sie es dort als bereits 58-Jährige mit deutlich jüngeren Konkurrentinnen zu tun bekommen wird, bereitet sie sich derzeit akribisch auf das Turnier vor. Mit dem Ziel, wie immer, ihr bestes Tischtennis zu präsentieren.