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Sie wissen, was zu tun ist – Bei der Frühjahrsübung zeigten die Nachwuchskräfte der freiwilligen Brandschützer ihr Können

Karben. Sirenengeheul lässt am Samstagnachmittag ganz Rendel aufhorchen. Neugierig recken die Pferde und Ziegen auf dem Bauernhof Geckeler ihre Hälse über die Zäune und staunen nicht schlecht, als nacheinander sieben Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr mit Blaulicht einfahren und die ländliche Idylle in ein hektisches Durcheinander aus Blau, Orange und Rot verwandeln. „Kurzschluss an der Kartoffelsortiermaschine“ lautete das Motto der Frühjahrsübung der Jugendfeuerwehren aus den sieben Stadtteilen unter Leitung von Rendels Jugendwart Christian Goldbach. Wie immer muss alles rasend schnell gehen. Schließlich gilt es, den Ernstfall zu simulieren.

Sofort rollen die Wassertrupps die Schläuche aus und sichern die Zufuhr zu den Hydranten. Aus den ersten Rohren fließt es bereits, und die 63 Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis 17 Jahren verteilten sich rings um die große Scheune, um den vermeintlichen Brand von allen Seiten zu löschen.

Dichter Nebel quillt aus einem der Schuppen und drei Arbeiter wurden als vermisst gemeldet. Kira und Marleen (beide 11) bekommen die schweren Atemschutzgeräte auf den Rücken und werden zur Menschenrettung geschickt. „Wir haben auch Wasser dabei für den Fall, dass wir auf Feuer stoßen“, erklärt Kira. „Der Schlauch ist aber zugedreht.“ Mutig krabbeln die Mädchen in den uneinsichtigen Raum. Sie finden einen der Verletzten und transportieren ihn auf einer Trage sicher ins Freie. „Erst haben wir ihn gefragt, ob er noch Luft kriegt und okay ist“, sagen die erfahrenen Nachwuchsfeuerwehrfrauen. Sie wissen genau, was zu tun ist. Das haben sie schon alles beim wöchentlichen Training gelernt.

Martin (16) und Tim (11) vom Löschtrupp sind derweil beschäftigt, den Wasserschlauch gerade zu halten und auf das Dach der Scheune zu zielen. Zuvor haben sie die Mannschaften mit Schläuchen versorgt. 21 insgesamt, drei für jeden Stadtteil. „Das ist hier nicht so leicht“, erklärt Martin. „Wir haben einen geringen Abstand zum Haus, deshalb liegen die Schläuche so durcheinander.“ Tim nimmt zum ersten Mal an einer der realitätsnahen Übungen teil, die von der Jugendwehr unter Aufsicht von Stadtjugendwart Markus Dreßler zweimal im Jahr stattfinden. Dank guter Vorbereitung habe alles geklappt.

Es war diesmal kein einfacher Einsatz für Karbens junge Wehren. Denn auf dem Feld sind, anders als in der Stadt, die Abstände zwischen den Wasserhydranten größer. „Das ist schwieriger“, erklärt Christopher Leidner, Jugendwart in Groß-Karben. „Aber wir hatten Wasser bis zum Schluss.“ 1200 Liter Wasser sind dabei allein aus dem Tank des Feuerwehrautos geflossen.

Bei der traditionellen Frühjahrsübung gilt es, nach dem langen theoretischen Teil im Winter das gesammelte Wissen praktisch umzusetzen. Sie läutet die aktive Zeit draußen ein. „Sieht ganz ordentlich aus“, findet auch Stadtbrandinspektor Thomas Bier, der das Geschehen genau beobachtet.

Auch Stadtjugendwart Dreßler ist zufrieden. Nur mit dem Wasserdruck gab es anfangs Schwierigkeiten. Um solche Übungen und den Nachwuchs nachhaltig zu sichern, werden bei vielen Karbener Wehren demnächst Bambini-Gruppen für Kinder ab sechs Jahren eingeführt. In Burg-Gräfenrode und Kloppenheim gibt es sie schon, Groß-Karben steckt in Planungen.