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Sie wollen keinen Lärm – Die direkten Anwohner diskutieren mit Politikern gegen die vorgelegten Pläne zum B 3-Ausbau

Karben. „Wir haben schon vor 30 Jahren gegen den Lärm und den Verkehr gekämpft.“ Richard Stöhr, Anwohner am Okarbener Straßberg und direkter Nachbar der viel befahrenen B 3-Ortsdurchfahrt, gerät in Rage. Seine Stimme wird lauter, so laut, dass sie den lärmenden Verkehr übertönt. „Da war die Bürgerinitiative noch gar nicht da!“, ruft er. Angesichts des Themas B 3-Ausbau kochen die Emotionen in Okarben hoch. Das können Vertreter der CDU/FWG/FDP-Koalition an diesem Abend feststellen.

Sie haben sich mit den Gegnern der Trog-Lösung zum Gedankenaustausch verabredet. Es kommen 90 Menschen. Dorthin, wo täglich mehr als 16 000 Laster und Autos durch Okarben lärmen. Wo nach Vorschlag der Straßenplaner die B 3 einfach auf der alten Trasse in eine Einhausung verlegt werden könnte. Wenn der Bund 32,8 Millionen Euro ausgäbe. Also 17,5 Millionen mehr als für die Vorzugsvariante der Planer: eine enge Umgehung des Straßbergs. Doch gegen die leistet die Bürgerinitiative Am Straßberg (BI) massiven Widerstand.

Dass dieser Widerstand den Trog auf die Tagesordnung setzt, bringt die Anwohner der Ortsdurchfahrt auf die Palme. Sie haben schon 250 Unterschriften gegen den Trog gesammelt, diese bereits beim Bürgermeister und dem Leiter des Amtes für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) abgegeben. Und sie machen auch im Gespräch mit den Koalitionären ihrem Unmut Luft. „Es ist nicht ganz Okarben dafür, wie die BI immer behauptet“, beschwert sich Doris Fröhlich. Sie wohnt direkt östlich der Bahnlinie. Fürchtet sich vor noch einer Lärmquelle in ihrer Nachbarschaft. Käme ein Trog, müsste parallel zur heutigen B 3 noch eine zusätzliche Stadtstraße gebaut werden. „Das ist doch zynisch, wenn gesagt wird, dass vom Lärm her noch mehr Verkehr hin könnte, wo schon so viel Verkehr ist“, findet Aribert Groll. Er hat schon unterschrieben.

Klar ist schnell: Die Menschen im Tal fürchten sich vor noch mehr Verkehr, Lärm und Dreck. „Ich habe Angst davor, dass Häuser ganz weg müssen“, sagt Richard Stöhr. Oder dass sie beim Bau eines Troges im Sandboden wegrutschen könnten. Dass der Trog nicht einmal lang genug wäre, um wirklich alle Häuser in Okarben von Lärm und Abgasen zu schützen, berichtet der Chef des Stadtplanungsausschusses, Guido Rahn (CDU). „Das ASV hat den Trog nur 398 Meter lang geplant, weil ab 400 Meter viel höhere Vorkehrungen für die Sicherheit nötig wären.“ Wasser auf die Mühlen der Trog-Gegner.

In kleinen Gruppen diskutieren die Menschen in der Buswendeschleife. Darunter ist die Sprecherin der BI, Beate Reuther-Vega. Sie wird immer wieder mit Worten angegriffen. „Ich habe kein schlechtes Gewissen“, antwortet sie. „Wir plädieren seit drei Jahren dafür, dass wir eine gemeinsame Lösung finden.“ Stets seien alle zum Mitmachen eingeladen worden. Dass der Trog realistisch werden könnte, rüttele aber erst jetzt die Gegner auf. „Wir haben 75 bis 80 Prozent Westwind“, beschwert sich Aribert Groll. „Da kommt der gesamte Lärm zu uns herüber.“ Dass die BI-Aktiven genau das bei sich verhindern wollen? „Ich habe Verständnis für die Leute“, gibt Groll zu. Am Ende sagen Gerti Hilka, Beate Reuther-Vega und Guido Rahn exakt den gleichen Satz: „Wir wollen eine Lösung, mit der alle Bürger leben können.“ (den)