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Skandal um Gronauer Erddeponie schlägt Wellen bis nach Karben

Karben / Bad Vilbel. Gegen fünf Personen ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt seit mehr als zwei Jahren wegen der illegalen Erdaushubdeponie im Bad Vilbeler Stadtteil Gronau. Außer zu den bereits bekannten Bürgermeister Thomas Stöhr, Ex-Rathauschef Günter Biwer (beide CDU) und Liegenamtschef Albrecht Kliem aus Bad Vilbel soll die Spur einem Medienbericht zufolge auch nach Karben führen. Demnach wird auch gegen Thomas Adam, dem Leiter des dortigen Umweltamtes, ermittelt.

Dies wollte die Staatsanwaltschaft Frankfurt auf Anfrage der FNP allerdings nicht bestätigen. Sie kündigte aber einen Abschluss der Ermittlungen für Anfang Dezember an. Dann dürfte klar werden, ob und gegen wen Anklage erhoben wird.

Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) Karben formulierte aber bereits Fragen an das Rathaus und Bürgermeister Roland Schulz (SPD). Ihr gehe es dabei besonders um die „Verquickung dienstlicher und privater Aktivitäten“. Dem Medienbericht zufolge wird gegen Adam nämlich nicht wegen seiner Tätigkeit beim Umweltamt der Stadt, sondern wegen Aktivitäten seiner privaten Firma ermittelt.

Jahrelang soll er mit dieser Aufträge von der Stadt Bad Vilbel bekommen haben – alle unterhalb der Summe, für die sie hätten öffentlich ausgeschrieben werden müssen. Diese Praxis soll im Jahr 2000 begonnen haben. Laut Bad Vilbels Ehrenstadtrat Klaus Minkel (CDU) soll Adam so über 100 000 Euro für seine Arbeiten an der Erdaushubdeponie erhalten haben. Spekuliert wird sogar über einen Betrag von 350 000 Euro.

Ein Geschmäckle hat für viele die mögliche Kollision der Interessen Adams in seiner Funktion als Leiter des Umweltamtes mit der gleichzeitig betriebenen Nebentätigkeit. Für Bürgermeister Schulz ist das kein Problem: „Ich habe keine dienstliche Kritik an ihm.“ Seit bestimmt zehn Jahren übe Adam nun diese Nebentätigkeit aus, arbeite nur noch zu 80 Prozent für die Stadt. „Was er im Rahmen der Nebentätigkeit macht, ist sein Problem“, sagt Schulz.

Diese Einschätzung teilt FWG-Fraktionschef Michael Ottens nicht: „Für jeden neutralen Beobachter ist es doch sofort ersichtlich, dass sich aus der Doppelfunktion ein Interessenkonflikt ergibt.“ Daher will er wissen, wann und von wem dies genehmigt wurde. „Uns geht es um die Karbener Sicht“, betont Ottens.

Ob Adam an der illegalen Erdaushubdeponie beteiligt war, spiele dafür also keine Rolle. Anders ist die Situation bei den Grünen im Kreistag: Diese haben dort einen Akteneinsichtsausschuss beantragt. So wollen sie unter anderem die 15 Genehmigungen des Wetteraukreises für die Abladung von 32 000 Kubikmetern Erde in Gronau sehen. Bekanntlich wurden stattdessen etwa 165 000 Kubikmeter dort abgekippt. Die fünffache Überschreitung des Erlaubten zeige, so die Grünen, dass die Kontrolle des Wetteraukreises versagt habe. (ses)