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SPD: Karben geprägt – Partei feiert 110. Geburtstag in der Stadt und 150. im Bund

Einen Doppelgeburtstag feierte die Karbener SPD kürzlich: nämlich den 150. der Sozialdemokratie und den 110. der eigenen SPD-Ortsgruppe.

Karben. 1903 wurde in Groß-Karben der erste Karbener SPD-Ortsverein gegründet. Die übrigen Ortsvereine in den heutigen Stadtteilen folgten dann ein paar Jahre später. Damals waren die Mitglieder vor allem gewerkschaftlich aktiv, arbeiteten in Frankfurt, verbrachten ihre wenige Freizeit zu Hause in Arbeitergesangs- oder Turnvereinen.

Die damaligen Lebensumstände und den Stellenwert der Arbeiter in der Gesellschaft zu verbessern war das Hauptziel der SPD, woran die SPD-Ortsvereinschefin Christel Zobeley auf der Geburtstagsfeier im Albert-Schäfer-Haus in Petterweil erinnerte. Es ging damals aber nicht nur um bessere Arbeitsbedingungen, sondern auch um bessere Bildungschancen.

Das sind auch die Themen, für deren Verbesserung die SPD heute wieder eintritt, meinte der SPD-Bundestagskandidat für die Wetterau, Stefan Lux. Vor vier Jahren hätten die Regierungsparteien damit geworben, dass die Bürger mehr Netto vom Brutto von ihren Einkommen im Portemonnaie behielten. Daraus sei genauso wenig geworden wie aus den verbesserten Bildungschancen für die Jugend.

Mieten unbezahlbar

Heute hätten nur die eine echte Chance auf einen Uni-Abschluss, deren Wurzeln im Bildungsbürgertum lägen. Und wie zu Beginn der Sozialdemokratie in der Mitte des 19.Jahrhunderts gehe es auch heute wieder um Verbesserung der Arbeitsmarktbedingungen und des Wohnraums.

Damals gab es in den einzelnen Ortsteilen weder elektrisches Licht noch eine zentrale Wasserversorgung. Das sei heute zwar eine Selbstverständlichkeit, sagte Lux, doch dafür lägen die Mieten so hoch, dass wiederum viele Bürger sich dies nicht mehr leisten könnten. Deshalb sei es Zeit für einen Regierungswechsel in Berlin, so Lux, damit die SPD diese Verhältnisse wieder ändern könnte.

Auch Jochen Schmitt aus Klein-Karben, Karbener SPD-Fraktionsgeschäftsführer und SPD-Landtagskandidat für die südliche Wetterau, wünschte sich einen Regierungswechsel. Aber in Wiesbaden: Dann könne eine neue SPD-geführte Landesregierung die Finanz-Ausstattung der Kommunen wieder verbessern, damit diese die Möglichkeit hätten, vor Ort wieder gestaltend zu wirken. Im Falle seiner Wahl in den Landtag möchte sich Schmitt für gemeinsames Wohnen von Jung und Alt einsetzen. Höhepunkt des Doppelgeburtstags sollte die Multi-Media-Schau von Cornelia Schell-Häbich und Michael Schell sein, in der 150Jahre Sozialdemokratie nachgezeichnet werden. Doch musste die Präsentation wegen technischer Mängel abgebrochen werden. Deshalb erinnerte Christel Zobeley noch einmal an das Wirken der Sozialdemokraten in Karben. So mussten die Ortsvereine nach 1945 neu gegründet werden. Schwerpunkt direkt nach dem Zweiten Weltkrieg war die Versorgung der vielen Flüchtlinge mit billigem Bauland.

Stolz auf’s Erreichte

Zobeley zitierte dafür den zweiten Bürgermeister der neu entstandenen Stadt Karben, Albert Schäfer, aus dem Jahr 1971: „Nur in gut ausgestatteten und gleichzeitig preisgünstigen Wohnungen wird die Zufriedenheit des Mieters gewährleistet und ihm daher ebenfalls ein Heimatgefühl vermittelt.“ Daran halte die Karbener SPD heute noch fest, sagte Zobeley. Von 1970 bis 2006, als die SPD die Mehrheit im Stadtparlament verlor, habe sie das Geschehen in Karben entscheidend geprägt. „Wir Sozialdemokraten sind stolz auf das Erreichte und lassen uns dies nicht kaputtreden.“ (jwn)