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„Sündern“ geht’s an den Kragen – Karbens Ordnungspolizei ist personell verstärkt, technisch besser ausgestattet und hat ruhenden Verkehr im Fokus

Karben. Die schönen Zeiten für die Bösewichte auf den Straßen sind vorbei: Mit personeller Verstärkung will Karbens Ordnungspolizei den ruhenden Verkehr überwachen. Aus allen Stadtteilen kommen Beschwerden über immer mehr falsch parkende Autos.

Einer der ersten, den es traf, ist der Ordnungsdezernent selbst. Jochen Schmitt (SPD) eröffnete kürzlich den neuen Groß-Karbener Wochenmarkt. Parkte seinen Golf korrekt auf einem Parkplatz. Doch er legte keine Parkscheibe hinein. Als er zurückkam, steckte das Knöllchen unter dem Scheibenwischer. Fünf Euro wird Schmitt die Ordnungswidrigkeit kosten.

Doch der Ärger über wild geparkte Autos in Karben nimmt zu. Die Ordnungspolizei bekommt jeden Tag Beschwerden. „Wir haben in jedem Stadtteil unsere Problemchen“, sagt Uwe Axtmann, der Chef der fünfköpfigen Karbener Ordnungspolizei. „Die Leute sind egoistisch oder gedankenverloren.“ Folge: Einfahrten sind zugeparkt, Gehwege kaum noch passierbar, Straßen so eng vollgestellt, dass die Feuerwehr nicht mehr durchkommt. Der Blick in die Statistik trügt dabei: Die Zahl der Verkehrsverstöße beim ruhenden Verkehr ging von 2004 bis 2008 von 863 auf 444 zurück. „Weil weniger kontrolliert wurde“, gibt Schmitt zu.

Doch die Stadt steuert nun dagegen: Um anderthalb Stellen ist der Außendienst der Ordnungspolizei verstärkt worden. Eine volle Stelle konnte mit Uwe Kürten wiederbesetzt werden, eine weitere halbe Stelle schuf das Parlament gänzlich neu. Auf dieser arbeitet Heiko Lehnkering. „Karben ist eine weitläufige Kommune, da brauchen wir eben viele Kollegen im Außendienst“, sagt der Stadtrat. Lehnkering soll sich ausschließlich um den ruhenden Verkehr kümmern. Erste Einsätze sollen die Rendeler und die Homburger Straße in Klein-Karben sein, wo immer wieder parkende Autos den Linienbusverkehr erschweren.

Zudem wollen sich die Ordnungspolizisten in der Rathausstraße umschauen, wo die neue hauptpost eröffnet wurde. Und darauf achten, dass jeder ordentlich parkt. Macht das jemand nicht, will Lehnkering zunächst Informationszettel verteilen. „Die Bürger zivilisiert vorwarnen.“ Damit die Arbeit für die Mitarbeiter effektiver wird, rüstet die Ordnungspolizei auf: Die Verkehrsverstöße werden künftig in ein mobiles Erfassungsgerät eingegeben. Das sendet abends seine Daten direkt ins Rechenzentrum, von wo aus die Knöllchen verschickt werden. Aufwändiges Abtippen und manuelles Versenden im Rathaus fällt weg, berichtet Uwe Axtmann.

Ähnlich bei den Blitzern: Diese sollen nach den Wünschen der Mitarbeiter nach und nach auf Digitaltechnik umgerüstet werden. „Die alte Nasstechnik ist in die Jahre gekommen“, sagt Stadtrat Schmitt. Ersatzteile ließen sich kaum noch beschaffen, auch Schulungen gebe es dafür kaum noch. Mit der Digitaltechnik verringert sich die Bearbeitungszeit deutlich, erklärt Axtmann: „Für 350 Bilder brauchen wir so sechs, sieben Stunden. Künftig nur noch halb so lange.“ Wie viel Dienstleistung der neu aufgestellte Fachbereich mit seiner neuen Chefin Martina Hammert (40) – die erste Frau überhaupt im Karbener Rathaus in einer solchen Position – biete, sei vor allem eine politische Vorgabe, erinnert Schmitt.

Dass mit den neuen Besetzungen nun die Präsenz der Ordnungspolizisten auf der Straße wieder besser werde, freut Stadtrat Schmitt. Das sei Teil der Präventivstrategie in Karben, die Kriminelle abschrecken und den Bürgern ein Gefühl von Sicherheit geben solle. Laut Polizei ist Karben bereits die sicherste der sechs größten Städte im Wetteraukreis. Dass die Ordnungspolizisten viel draußen unterwegs seien, „da gab es auch nie Kritik aus der Politik“, erklärt Schmitt. „Aber es bindet eben Personal.“ (den)