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Telefondienst im MüZe

Auch wenn das Mütter- und Familienzentrum geschlossen bleiben muss, so sind Gabriele Ratazzi-Stoll und das gesamte Team per Telefon oder digital weiterhin erreichbar. Foto: Kötter
Auch wenn das Mütter- und Familienzentrum geschlossen bleiben muss, so sind Gabriele Ratazzi-Stoll und das gesamte Team per Telefon oder digital weiterhin erreichbar. Foto: Kötter

Mütter- und Familienzentrum hält Kontakt zu Kursteilnehmern

Karben. Experten warnen davor, dass in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen die häusliche Gewalt gegenüber Kindern und Frauen zunimmt. Die Politik hat reagiert und beschlossen, Hilfstelefone weiterlaufen zu lassen. Auch beim Mütter- und Familienzentrum (MüZe) in Karben haben die Verantwortlichen auf den Ausfall der Angebote reagiert und bieten nun telefonische Beratung an (siehe auch Artikel links).
»Die ersten zwei Wochen haben wir gebraucht, um uns zu sortieren«, sagt MüZe-Vorsitzende Gabriele Ratazzi-Stoll. Denn die Beschränkungen der Corona-Pandemie betreffen auch das Mütter- und Familienzentrum. »Das bleibt natürlich vorerst geschlossen. Außerdem können wir die Kurse in dieser Form auch nicht mehr anbieten.« Eine zentrale Rolle spielt die Finanzierung, denn es fallen von Pilates bis zur Rückbildungsgymnastik alle Kurse aus. »Dank der Förderung der Stadt Karben haben wir keine laufenden Mietkosten – das ist ein Segen.«

Jeden Tag anspechbar
Die Vorsitzende sagt: »Wir bleiben weiterhin jeden Tag ansprechbar.« Gemeinsam haben die Verantwortlichen überlegt, wie das Angebot, das besonders bei der Beratung junger Familien in Karben eine wichtige Rolle spielt, in diesen Zeiten aufrechterhalten werden kann. »Wir sind unter verschiedenen Telefonnummern erreichbar«, sagt sie. Das werde auch genutzt. »Es läuft ja noch nicht lange. Aber wir gehen davon aus, dass es mehr wird. Denn die Leute sitzen teilweise in ihrem eigenen Saft.«
Geschlossene Kindergärten und Schulen, Homeoffice der Eltern, fehlende Ablenkung neben der Arbeit. Situationen, die in anderen Ländern extreme Auswirkungen hatten. Ein Expertengremium des Europarats hatte in der vergangenen Woche  auf die Folgen von Ausgangssperren während der Corona-Krise für Kinder und Frauen hingewiesen. Bewegungseinschränkungen begünstigten Missbrauch und Gewalt in den eigenen vier Wänden, warnte das Gremium in einer Mitteilung.
»Karben ist kein sozialer Brennpunkt«, sagt Ratazzi-Stoll. »Gewalt gegen Frauen oder Kinder ist in dem Fall kein vorrangiges Thema bei uns. Ich hoffe, dass das auch so bleibt.« Es gebe dafür auch andere Ansprechpartner in Friedberg und Umgebung. Denn der dörfliche Charakter, den die Vorsitzende Karben zuschreibt, spiele eine Rolle. »Bei größeren Problemen dieser Art ist es auch verständlich, dass die Leute eher einen weiteren Weg auf sich nehmen, um jemand völlig Fremden vor sich zu haben. Wer sich traut von häuslicher Gewalt zu berichten, möchte der Beraterin nicht zwingend im nächsten Supermarkt begegnen.«
Dennoch sei es insgesamt schwieriger, einen Überblick über die Situation zu bekommen. »Jetzt sind natürlich auch die Mitbürger gefordert, darauf zu achten, welches Verhalten noch normal ist«, sagt Ratazzi-Stoll. »Wir können da leider kein Auge mehr darauf haben.«

Persönliche Gespräche
»Unser Fokus liegt nach wie vor auf der Hilfe zur Förderung von Eltern«, erläutert die Vorsitzende. Gerade in der jetzigen Zeit könne es immer wieder zu Problemen und Fragen kommen. »Junge Eltern sind manchmal überfordert mit dem Verhalten der Kinder. Jetzt sitzen sie mehrere Wochen gemeinsam in der Wohnung. Da wacht das Kind nachts häufiger auf, und die Eltern fragen sich: Ist das noch normal? Das sind Dinge, die schlagen aufs Gemüt. Es ist wichtig, dass wir den Leuten, die sich genau das fragen, eine Hilfe sind.« Sie sagt: »Lieber ein persönliches Gespräch am Telefon als Weisheiten aus dem Internet.«
Um nicht ganz als Anlaufstelle wegzufallen, habe man verschiedene Telefonnummern freigeschaltet.

Fokus auf die Eltern
Das sei von großer Bedeutung. »Die Stadt Karben hat für diese Zeit ein Hilfe-Telefon geschaltet. Das ja nicht ohne Grund«, sagt Ratazzi-Stoll. Zur Unterstützung und Entlastung erreichen Kinder, Jugendliche, Eltern sowie Karbener Bürger, die Hilfe, Rat oder jemanden zum Zuhören brauchen, unter der Nummer (0175) 5 99 35 86 einen Ansprechpartner der städtischen Jugend- und Schulsozialarbeit.
Beim Mütter- und Familienzentrum werde versucht, weitere Angebote auf die Beine zu stellen. »Wir sind noch am Überlegen, inwiefern Kurse digital angeboten werden können«, sagt Ratazzi-Stoll. »Das ist aber alles noch nicht spruchreif. Wir schauen, wie es weitergeht.« Sonst gelte festzuhalten, dass keine Frage die falsche Frage sei. »Speziell im Bereich der emotionellen Ersten Hilfe entstehen immer wieder ganz individuelle Fragen. »Da reicht es manchmal, wenn das Baby schreit und sich die Eltern fragen, ob und wie man damit umgeht.« Ratazzi-Stoll ist sich sicher, dass niemand alleine sein müsse in diesen Zeiten. »Es tut immer gut, jemanden zum Reden zu haben.«
 Von Patrick Eickhoff

MüZe-Service: Expertinnen geben Hilfestellung  – Telefonsprechstunden der Kursleiterinnen

Mittwochs von 10 bis 12 Uhr ist Eltern-Baby-Kursleiterin Aga Winkler unter der Rufnummer 0 60 34/5 09 89 74 erreichbar. Barbara Ranz berät dienstags und donnerstags von 11 bis 12 Uhr unter 0163/5 65 00 30 bei Fragen zu Unruhe/Schreien des Babys sowie der kindlichen Entwicklung. Tagesmutter Andrea Feiler hat montags von 13 bis 15 Uhr unter 0179/7 52 23 57 ein offenes Ohr für Eltern von Kindern im Alter von 1 bis 3 Jahren. Sandra Mauer berät Schwangere und Mütter mit Babys bis zum neunten Lebensmonat Vorab ist eine Kontaktaufnahme per E-Mail an info@sandramauer.de erforderlich. Edith Beerling-Sandmann und Gabriele Ratazzi-Stoll stehen bei Fragen rund um die Themen Familie, Erziehung und Kinderbetreuung am Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9.30 bis 12.30 Uhr unter 06034/ 9 39 97 71 bereit. Weitere Infos gibt’s auf www.Müze.de. (wpa)