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Tramwagen auf letzter Fahrt – Straßenbahnabteil aus der Zeit 1928/29 kommt nun ins Museum nach Frankfurt am Main

Schöneck. Er musste erst knappe 80 Jahre alt werden, um noch das Fliegen zu lernen. Die Rede ist von einem Straßenbahnwagen von 1928/1929, der schon einige Stationen in seinem Dasein hinter sich gebracht hat. Im Schrebergarten eines älteren Ehepaares aus Maintal-Bischofsheim stand er als Gartenlaube. Als dort eine neue Hütte gebaut wurde, wurde er zum Verschenken in die Zeitung gesetzt, wo ihn eine Schöneckerin entdeckte und sofort das Gelände des Kilianstädter Kindergartens Waldstraße als neue Heimat vor Augen hatte. Am 10. Juli 1996 wurde der Straßenbahnwagen per Tieflader nach Schöneck geholt. Da dem guten Stück sein Alter schon anzusehen war, machte sich die Elternschaft des Kindergartens an die Arbeit. Es wurde gehämmert, gesägt, gespachtelt und gestrichen. Sogar die Holzlattenbänke im Innenraum bekamen eine Verjüngungskur verpasst.

Über viele Jahre hinweg wurden an dem Wagen Renovierungsarbeiten vorgenommen, um ihn den Kindern zu erhalten. Doch mittlerweile hat der Zahn der Zeit zu sehr genagt. Im Sommer 2007 musste die Bahn für die Kinder geschlossen werden; es gab zu viele Gefahrenquellen, die Restaurierungsmaßnahmen wurden für die Gemeinde Schöneck zu kostenintensiv.

Patricia Metzger, die Elternbeiratsvorsitzende, fand beim „Verein Historische Straßenbahn Stadt Frankfurt am Main e.V.“ ein neues Zuhause für das wertvolle Stück. Was der Verein mit dem Wagen machen wird, konnte der Vorsitzende Frank Nagel noch nicht sagen. Aber erstmal musste das alte Straßenbahnabteil sowieso erstmal nach Frankfurt gelangen. Selbst fahren kann die Bahn natürlich nicht mehr, ein Transport ist sehr aber kostspielig. Klearchos Aliferis, Vorsitzender des Ausländerbeirates in Schöneck und Vater eines der Kindergartenkinder, hörte von dem Transportproblem. Dank seiner guten Kontakte wurden bald Sponsoren für Abbau und Transport gefunden. Am vergangenen Mittwoch war es dann soweit. Ein riesiger Kran holte die alte Straßenbahn von ihrem Standort weg und hob sie in schwindelnder Höhe über Hecken und Zäune hinweg in die Luft, um sie auf einem Tieflader wieder abzustellen. Gegen 11.30 Uhr trat die alte Bahn dann ihre hoffentlich letzte Fahrt an. (fbo)