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Um Leben und Tod

Bad Vilbel/Karben/Wetteraukreis. Eines schränkte der Wetterauer Kripo-Chef Matthias Wanninger bei der Pressekonferenz zur Wetterauer Kriminalitätsstatistik 2012 in Friedberg gleich ein. „Es gab jetzt nicht viel mehr Morde oder ähnliches. Vielmehr liegt diese Anzahl der hier erfassten Straftaten an einem neuen Zuordnungssystem.“ Das nämlich berücksichtigt jetzt auch Fälle, in denen das Opfer überlebte, hätte aber durchaus sterben können.

So etwa am Bahnhof in Bad Vilbel. Am 11. Oktober wurde hier ein 42-jähriger Ortenberger überfallen und brutal zusammengeschlagen (die FNP berichtete). „Das Opfer hätte durchaus sterben können“, führt Wanninger aus. Denn er war nicht auf den ersten Moment zu sehen, die Täter hatten ihn in der Nähe der Unterführung jenseits der Gleise 8 und 9 zurückgelassen. „Die Beamten konnten zunächst nichts entdecken, schauten sich aber gewissenhaft um und entdeckten das Opfer, das so gerettet werden konnte“, schildert Wanninger weiter. Die beiden Täter wurden ermittelt, sitzen in Untersuchungshaft.

Einen Toten gab es allerdings in dem Fall, der die Soko Ankara auf Trab hielt. Die FNP berichtete ebenfalls über den Raubüberfall auf ein Büdinger Juweliergeschäft, bei dem die Juweliersfrau den ihr bekannten jungen Täter erschoss. Die Frau wurde freigesprochen, Notwehr wurde anerkannt.

Das sind zwei der Fälle, die sich hinter den insgesamt 13247 Straftaten 2012 verbergen. Die Gesamtzahl ist damit im Vergleich zum Jahr 2011 um 21Taten angestiegen. Die Aufklärungsquote ist hingegen relativ dazu stärker gesunken, um 1,3 Prozent auf 56,2 Prozent.

Das liegt aber auch an der immer noch zunehmenden Anzahl der Betrugsfälle. Die machen mit 2293 Fällen 17,3 Prozent der Gesamtdelikte aus. Aufgeklärt wurden davon nur 150 Fälle. „Wir buchen online Reisen und kaufen über das Internet ein. Das gehört zu unserer Zeit“, sagt Polizeidirektor Jürgen Kapp. Trotzdem will die Wetterauer Polizei alles dafür tun, ihre Aufklärungsquote zu steigern.

Doch noch ein Feld beschäftigt die Polizei derzeit immens. 38,3 Prozent der Gesamtdelikte sind Diebstähle. Abgenommen haben Pkw-Aufbrüche. „Mittlerweile sind Autoradios und Navis fest ins Cockpit eingebaut. Das senkt die Diebstahlquote“, ist Polizeisprecher Jörg Reinemer überzeugt. Doch dafür haben Wohnungseinbrüche stark zugenommen. 2008 lag die Zahl hier noch bei 264, steigerte sich kontinuierlich bis auf 656, der höchste Wert seit über zehn Jahren.

Kripo-Chef Wanninger weiß auch warum: „Wir unterscheiden zwischen zwei Spielarten. Dem eher lokal angesiedelten Einbruch eines Gelegenheitstäters und der Banden, die in ganz Deutschland und Mitteleuropa hochprofessionell zu Werke gehen. Die Wetterau ist durch ihre Autobahnen gut erreichbar. Das ermöglicht andererseits aber auch gute Fluchtmöglichkeiten. Nur 97 Taten hat die Polizei klären können. Dafür aber legt sie jetzt personell nach. Neben mehr Beamten für die Dienststellen kommen auch drei neue Kripo-Beamte ins Spiel.

Sie stärken unter anderem die Spurensicherung am Tatort. Auch die bereits mehrfach angebotenen Präventionsveranstaltungen, die es auch schon in Bad Vilbel und Karben gab, werden wieder angeboten.

Etappenerfolge vermeldet die Polizei aber bei einem Teil der Brände, die die Wetterau 2012 in Atem gehalten haben. „Sowohl für den Brand einer Schreinerei in Rosbach-Rodheim als auch für Brände in Friedberg haben wir Tatverdächtige ermittelt, die Untersuchungen hier laufen aber noch“, führt Wanninger aus. Die Friedberger Brandserie will er nicht eindeutig nur einem Täterkreis zuordnen, „aber gewisse Brände hier gehören schon eindeutig zusammen“.